Der im Frühjahr 2020 durch Covid-19 bedingte Lockdown führte zu weitreichenden Veränderungen, die neben dem professionellen Kulturbetrieb auch den Alltag der Menschen, die Freizeitaktivitäten und die generelle Mobilität betrafen. Die Veränderungen im individuellen Tagesablauf blieben nicht ohne Folgen auf die subjektive Zeitwahrnehmung. Ziel der Studie war die Untersuchung musikbezogener Berichterstattung während des Lockdowns im Zusammenhang mit dem Thema des Zeitempfindens. Die Datengrundlage bildete ein Korpus aus 185 Zeitungsartikeln fünf überregionaler Tages- und Wochenzeitungen während des ersten Lockdowns (16.03.–15.06.2020). Neben einer thematischen Kategorienbildung sowie der Untersuchung kategorialer Zusammenhänge (Assoziationsanalyse) wurde die emotionale Färbung der Artikel mittels Sentimentanalyse berechnet. Die Inhaltsanalyse führte zu einem System aus 21 thematischen Kategorien; die darauf aufbauende Assoziationsanalyse ergab besonders starke Zusammenhänge zwischen den Kategorien „Musikrezeption“ und „Digitalisierung“ sowie zwischen den Kategorien „Musikbusiness“, „Live-Veranstaltungen“ und „Wirtschaft und Finanzen“. Die Kategorie „Zeitempfinden“ wurde häufig Artikeln zugeordnet, die sich auch auf „Stille und Reflexion“ und „Öffentliches Leben“ bezogen. Ein Zusammenhang zwischen Musik- und Zeitkategorien konnte jedoch nicht festgestellt werden. Die Sentimentanalyse ergab für Artikel mit hohem Musikbezug eine positivere emotionale Färbung der Sprache, insbesondere für Artikel der Unterkategorie „Aktives Musizieren“, während die Kategorie „Recht und Politik“ negativer gefärbt war. Die Ergebnisse ermöglichen Einblicke in die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Lockdowns und verweisen auf Änderungen in den individuellen Musikaktivitäten zwischen Veranstaltungsabsagen, Balkonkonzerten und verstärkter Digitalisierung.
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