I n einer vorangegangenen Arbeit [I] wurde u. a. der Begriff ,,kiinstliche Diingung" kritisch beleuchtet und besonders darauf hingewiesen, daS in der erdelosen Kultur zur Ernahrung der Pflanzen ausschlieBlich ,,Kunstdunger" zur Anwendung gelangt. In der vorliegenden Mitteilung sol1 auf dieses neue Kulturverfahren naher eingegangen und besonders auf die vielen Moglichkeiten hingewiesen werden, die sich fiir die Beeinflussung der Qualitat der Ernte hinsichtlich der Inhaltsstoffe ergeben; es mu13 aber auch auf evtl. Nachteile aufmerksam gemacht werden.Das
Zu den groBen Entdeckungen des 19. Jahrhunderts gehoren zweifellos die grundlegenden neuen Erkenntnisse des Agrikulturchemikers JUSTUS VON LIEBIG auf dem Gebiete der Pflanzenernahrung. Nachdem er 1840 in seinem Werk ,,Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie" mitgeteilt hatte, daB die Pflanzen fur ein optimales Wachstum Nahrsalze benotigen, entstanden in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts im Verlaufe der allgemeinen Industrialisierung in zunehmendem MaBe Dungemittelfabriken, wie die erste Superphosphatfabrik 1848 in England.Wenn auch heute zweifellos anerkannt ist, daB J. v. LIEBIG rnit dieser grandiosen Entdeckung, d. h. der dadurch erzielten enormen Ertragssteigerung in der Landwirtschaft, wesentlich dazu beigetragen hat, daB in Deutschland nicht 30, sondern etwa 60 Millionen Menschen leben konnten, so hat es bis in unsere heutige Zeit doch nicht an Stimmen gefehlt, die gegen eine Dungung mit anorganischen Nahrsalzen, gegen die ,,kunstliche Diingung", warnend ihre Stimme erhoben. Neben Skeptikern in der Landwirtschaft selbst, die die ,,kunstliche Dungung" ablehnten und dies auch heute noch -allerdings nur sehr vereinzelt -tun und dafur die ,,biologisch-dynamische Dungung", d. h. besonders Stallmistdungung rnit bestimmten organischen Zusatzen, durchfuhren, gibt es vor allen Dingen noch zahlreiche Stadtbewohner, die mit ,,Kunstdiinger" erzeugte Lebensmittel ablehnen. Dies trifft auch vereinzelt fur Arzte zu, die der ,,kunstlichen Diingung" skeptisch gegenuberstehen. Wenn die ,,kunstlic he Dungung" wirklich schadlich ware, dann muBte die bereits in vielen Landern ubliche Gemiiseproduktion in erdeloser Kultur (Hydroponik) als ein rnit der menschlichen Gesundheit nicht zu vereinbarendes Produktionsverfahren abgelehnt werden, denn hier werden nur ,,Kunstdunger" verwendet.Es ist in vorliegender Mitteilung nicht beabsichtigt, ausfiihrlich den Beweis zu erbringen, daB Dungung mit Nahrsalzen zwecks Erzielung eines optimalen Ertrages erforderlich ist. Neben einer kurzen Diskussion dieses Problems im Rahmen der
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