Vorspann
Das Reich war seit dem Mittelalter eine zentrale Kategorie deutschen juristischen und politischen Denkens. Vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation über das Kaiserreich bis zum Dritten Reich hat es gleichzeitig die politische wie territoriale Struktur als auch die politischen Hoffnungen der deutschen Lande bestimmt. Trotz seiner Zentralität ist das Konzept des Reichs im Kontext des Nationalsozialismus noch nicht vollständig untersucht worden. Wichtige Fragen über das Verhältnis des Regimes zu diesem politischen Begriff und Modell blieben daher bisher unbeantwortet: Wie sah, zum Beispiel, Hitler das Reich? Welche Rolle spielte es in seinem Denken? Dieser Aufsatz untersucht die Rolle des Konzepts des Reichs im Denken zentraler NS-Akteure wie Hitler selbst sowie Goebbels, Rosenberg und Himmler. Er zeigt, dass, trotz der wohlbekannten Identifikation des Nazismus mit dem Begriff Drittes Reich, Hitler sich tatsächlich vom Reichskonzept distanzierte - besonders vom Heiligen Römischen Reich und seiner christlich-universalistischen Tradition. Sogar Bismarcks Kaiserreich war nicht in dem Maß ein Vorbild für den Nationalsozialismus wie dies manchmal unterbreitet wird. Der Begriff Drittes Reich selbst wurde von Hitler explizit abgelehnt. Mit dem Ende des Nazismus verschwand das Reich endgültig aus der deutschen juristischen Tradition. Es wurde schlicht durch den Begriff Deutschland ersetzt.
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