Drei an der Tiefenhermeneutik orientierte Interpreten wenden sich arbeitsteilig der Novelle Die andere Seite (1916) von Franz Werfel zu: Achim Würker unterzieht sie nach den methodischen Vorgaben Alfred Lorenzers einer tiefenhermeneutischen Analyse. Helmwart Hierdeis geht der »Nachträglichkeit« in Werfels literarischem Rückblick auf eine Szene in seiner Kindheit und, dadurch angeregt, einer eigenen Kindheitserinnerung nach. Hans Jörg Walter kommentiert vergleichend die Ergebnisse der beiden Auseinandersetzungen. Die Autoren stellen ihr gemeinsames Verständnis von Tiefenhermeneutik und Nachträglichkeit den jeweiligen Analysen voran.
In ihrem als Briefwechsel angelegten Beitrag begründen Günther Bittner und Helmwart Hierdeis ihre Skepsis gegenüber Forderungen nach einer Optimierung von therapeutischen und selbstreflexiven Prozessen in der Psychoanalyse, wie sie in einem stark medizinalisierten Therapiediskurs erhoben werden. Dabei berufen sie sich auf ein Unbewusstes, dessen Kern sich empirischen Annäherungen entzieht. Es erzwingt eine Offenheit der analytischen Arbeit hinsichtlich Ziele und Techniken und lässt allenfalls ein am jeweiligen Fall überprüfbares »good enough« als Bewertungsmaßstab zu.
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.