Es ist wohl ilcht zu bezweifeln, dass nach Entdeckung der pathogenen Bacterien, Schimmel-mid Sprosspilze die medicinische Wissenschaft eineii ganz hervorragenden Fortschritt erfahren hat, einen Fortschritt, der in manchen Fällen auch eine praktische Verwerthung gestattete. So freudig nun auch dieser neue Weg der Erkenntniss begrüsst, und so viel er betreten wurde, so liegt doch eine ergiebige Ausnutzung desselben noch sehr im Argen. Erst ganz allmählich, Schritt für Schritt, wird nach dem ersten schnellen Anlauf das Gebiet erobert, durch das hindurch der Weg, erweitert und geehnet, endlich zum Ziele führen soll. Ein besonders schwieriges Studium ist, so häulig der Pilz auch vorkommen mag, das des Streptococcus pyogelles. Erst in der Neuzeit ist man dazu gekommen, diesen Mikroben als Krankheitserreger in vollem Umfange zu würdigen. Aber die Einwanderung des Streptococcus in den menschlichen Körper ruft so verschiedenartige Störungen hervor, dass ein alle Möglichkeiten umfassendes Krankheitsbild nicht aufgestellt werden kann. Es ist daher nicht zu verwundern, dass selbst dem erfahrenen Arzte Erscheinungen begegnen können, welche für die Deutung grosse, vielleicht unilberwindbare Schwierigkeiten darbieten. Ein solcher FaD, welcher nach allen Richtungen hin, anatomisch sowohl wie bacteriologisch, genau untersucht wurde, soU hier mitgetheilt werden. Der Fall betrifft die 71/ajälirige Marie M. aus Tübingen. Die Eltern des Kindes sind gesund. Von den Geschwistern leben vier, vier sind gestorben, eins im Alter von 3 Monaten an Lebensschwäche", das andere mit 3Vs Jahren an der ,,Halsbräune', ein drittes hatte die englische Krankheit und erlag der ,,Lungenentziindung", das vierte starb au Hirnentzündung". Die Patientin war das gesundeste von den Kindern und soll früher nie einen Arzt gebraucht haben.
