Johannes SchwitallaÜber einige Weisen des gemeinsamen Sprechens Ein Beitrag zur Theorie der Beteiligungsrollen im Gespräch 1. Einleitung: Sprecher-Hörer-Interaktion und Beteiligungsrollen 2. Grade der Gemeinsamkeit beim dialogischen Sprechen 3. Gemeinsames Sprechen als begleitendes Sprechen 3.1. Normalformen des kooperativen begleitenden Sprechens 3.2. Demonstration von Gemeinsamkeit beim begleitenden Sprechen 4. Kollektives Sprechen 4.1. Fugales Sprechen 4.2. Chorisches Sprechen 5. Exkurs: Interaktionsverschränkungen 6. Fazit
L Einleitung: Sprecher-Hörer-Interaktion und BeteiligungsrollenDer normale Ort mündlicher Kommunikation ist das Sprechen mit jemandem. Und normal ist es auch, daß nicht eine Person ausschließlich und monologisch zu einer anderen redet, sondern daß die an der Kommunikation Beteiligten in vielfaltiger Weise sprachlich und nicht-sprachlich aufeinander einwirken. Dies ist keine neue Einsicht. Schon in seinem Vortrag "Geschriebenes Deutsch und gesprochenes Deutsch" aus dem Jahr 1899 hatte Otto Behaghel gesagt, daß das direkte Reagieren des Hörers in Mimik, Gestik und sprachlichen Äußerungen ("Ausrufe und Entgegnungen") zusammen mit den gemeinsamen Wissensvoraussetzungen dazu führen, "daß die Rede in hohem Maße als das Ergebnis zweier Größen erscheint: nicht lediglich dem Haupte des Redenden entsprungen, sondern gemeinsames Erzeugnis des Sprechers und des Hörers." (Behaghel 1900: 216f.).Wie Sprecher sich in ihrer Rede ständig, von Moment zu Moment an den Reaktionen (oder Nicht-Reaktionen) ihrer Adressaten orientieren und wie diese durch Blickrichtung, JCörperverhalten und sprachliche Äußerungen auf den Fortgang der Rede eines als solchen akzeptierten Sprechers Einfluß nehmen können, d^s war dann Untersuchungsgegenstand der Konversationsanalyse, deren zentrale Konzepte "recipient design" (die unmittelbare Anpassung der Rede an (antizipierte) Reaktionen und Verstehensbedingungen des Hörers) und "joint production" (die gemeinsame Hervorbringung des jeweiligen Standes sprachlicher Interaktion und seiner kommunikativen Bedeutung) hießen. Das
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