Politische Beteiligung wandelt sich. Der sozialwissenschaftliche Diskurs weist immer wieder auf eine Hinwendung der Bürger_innen zu neuen Formen des Engagements hin, die außerhalb der Einflusskanäle des repräsentativen Systems liegen. Dem Social Web kommt in diesem Prozess eine besondere Bedeutung zu, da es potenziell einen Raum für bürgerschaftliche Bildungsprozesse darstellt. Katharina Witterhold untersucht die dieser Entwicklung zugrunde liegenden Bedingungen am Beispiel politischer Konsumentinnen. Mit dem Blick auf Frauen als Wegbereiterinnen eines neuen Politikstils sowie mit der Entwicklung einer praxeologischen Analyseperspektive auf Alltagspolitik betritt ihre Studie auch theoretisch Neuland.
Verbraucherakkulturation von Geflüchteten am Beispiel digitaler Konsuminfrastrukturen EinleitungMigrant:innen und vor allem Geflüchtete haben bislang nur wenig Auf merksamkeit in der deutschen Verbraucherforschung erhalten. Tatsächlich sind die Schnittstellen zwischen der Figur des Flüchtlings und der des Verbrauchers auf den ersten Blick nicht offensichtlich. Integration 1 stellt sowohl für Geflüchtete, deren Ankommensprozess von traumatischen Erfah rungen und Sorgen um ihre Familien und Freunde geprägt sein kann, wie auch für das Aufnahmeland eine Herausforderung dar. Insofern scheint es folgerichtig, dass sich die Forschung zu Flucht und Integration primär mit Bildung, Spracherwerb sowie dem Zugang zum Arbeitsmarkt auseinander setzt. Andererseits finden Identitäten gerade in Konsumpraktiken Ausdruck. So können durch beispielsweise Ernährung, Kleidung und Medieninhalte neue und alte Dispositionen miteinander kombiniert werden, mit ihnen kann experimentiert werden und sie können potenziell zu integrativen Selbstkonzepten verarbeitet werden. Zugleich sind die Einflüsse von Zu wander:innen auf die Konsumpraktiken der Aufnahmegesellschaft deutlich zu erkennen, wie der Blick auf Mode oder Ernährung belegt. 2 Insofern überrascht es also doch, dass Zuwanderung aus konsumsoziologischer Sicht bislang kaum untersucht worden ist. Deshalb schlagen wir einen Perspektiv wechsel vor. Nicht nur Sprache, Bildung oder Arbeit sollten als wesentliche Felder der Integration berücksichtigt werden, sondern auch der Konsum. Des Weiteren wollen wir den Schwerpunkt der Betrachtung auf Geflüchtete legen, da sich hier, so die These, Herausforderungen und Barrieren der Inte gration in die Konsumgesellschaft wie unter einem Brennglas untersuchen lassen. Dieser Perspektivwechsel trägt der veränderten Verbraucherrolle 1.
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