Zusammenfassung Ziel der Studie Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stand die Frage, inwieweit Kenntnisse und Fertigkeiten aus dem Bereich der Suizidprävention in der Praxis der Suchthilfe geläufig sind und welche Bedeutung spezifischen Aspekten der Thematik seitens der dort Tätigen zugemessen wird. Methoden Im Rahmen eines Bundesmodellprojektes zur Entwicklung von Fortbildungen zur Suizidprävention im Bereich der Suchthilfe wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Durch postalische Einladungen und unterschiedliche Aktivitäten der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) wurden Fachkräfte aller in der Suchthilfe tätigen Berufsgruppen zur Teilnahme eingeladen. Die Befragung umfasste geschlossene Fragen sowie Freitextblöcke zu Praxissituationen, in denen Suizidalität eine Rolle gespielt hatte, zu wahrgenommenen Risikogruppen im jeweiligen Arbeitsfeld und zu weiteren Aspekten, die aus Sicht der Befragten im Zusammenhang mit Suizidalität von Bedeutung waren. Die Auswertung erfolgte deskriptiv sowie inhaltsanalytisch. Ergebnisse Es konnten N=166 Teilnehmende einbezogen werden. Alle eingeschlossenen Berufsgruppen berichteten eine zu geringe Berücksichtigung des Themas Suizidalität in ihrer grundständigen Ausbildung. Dies traf besonders auf Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagogen und Pflegekräfte zu. In Bezug auf spezifische Fortbildungen konnten verschiedene Interessensschwerpunkte identifiziert werden, die unter anderem im Bereich von praktischen Kompetenzen wie dem Erkennen von Warnzeichen sowie der Kommunikation mit Betroffenen lagen. Die qualitative Auswertung lieferte Hinweise darauf, dass den Teilnehmenden wichtige Risikofaktoren bekannt waren und sie Kenntnisse in Bezug auf die Einschätzung von akuter Suizidalität besaßen. Defizite und Unsicherheiten zeigten sich jedoch in Bezug auf den Umgang mit Betroffenen, deren angemessene Weitervermittlung und den Einbezug weiterer Akteure, sowie in Bezug auf die Bearbeitung von Suizidalität im Team. Schlussfolgerung Die vorliegende Studie legt nahe, dass in der Suchthilfe ein grundlegendes Verständnis von wichtigen Aspekten dieser Problematik besteht, aber auch ein hoher Bedarf an spezifischer Fort- und Weiterbildung. Entsprechende Schulungen sollten sich neben den üblichen Grundlagen, etwa Risikofaktoren und Warnzeichen, vor allem auf Fertigkeiten zum konkreten Umgang mit Betroffenen beziehen, Kenntnisse zu zielgruppenspezifischen Akteuren der Suizidprävention vermitteln und die Bedeutung des Teams als Ressource beim Management von Suizidalität betonen.
ZusammenfassungPsychische Erkrankungen sind die wichtigsten einzelnen Risikofaktoren für Suizid, wobei Abhängigkeitserkrankungen eine bedeutende Rolle spielen. In diese Übersicht wurden Kohortenstudien und kontrollierte psychologische Autopsiestudien sowie Reviews, die bis 2019 publiziert wurden, zum Risiko für suizidales Verhalten einschließlich Suizid, bei Abhängigkeit von psychotrop wirksamen Medikamenten (Opioiden und Benzodiazepinen) und Konsum von illegalen Substanzen eingeschlossen. Bei allen untersuchten substanzbezogenen Störungen, insbesondere bei Konsum von Opioiden und Mischkonsum, war das Suizidrisiko stark erhöht. So ist beispielsweise bei Drogenabhängigkeit das Suizidrisiko etwa um das 20-Fache gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht.Zusammenhänge zwischen Konsum von Drogen und Medikamenten und Entstehung von Suizidalität sind sehr komplex, was sich letztlich auch auf Möglichkeiten der Suizidprävention bei Suchterkrankungen auswirkt.
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