Als Teil der Entstehungsgeschichte des Messingkaufs ist bereits die Publikationsgeschichte der "Übungsstücke für Schauspieler" sowie der in der vierten Phase entstandenen Reden und Gedichte geschildert worden. Das nun folgende Kapitel widmet sich daher den Rekonstruktionen von Brechts Fragment, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden, d. h. der Bühnenfassung am Berliner Ensemble und den verschiedenen Editionen. Das bereits dargestellte verwirrende Verhältnis zwischen Konzeption und Entstehung der Messingkauf-Texte spiegelt sich in den konfusen Bestimmungen und Anordnungen des Textes in den verschiedenen Fassungen und Ausgaben wider: In den Schriften zum Theater und den Gesammelten Werken wird als Entstehungszeitraum 1937-1951 angegeben, in der BFA 1939-1955. Wie zu sehen sein wird, changieren auch die Gattungszuschreibungen des Messingkaufs in den Editionen zwischen Theorieschrift, Gedicht und Stück. Interessant für unsere Zwecke ist, dass fast allen Editionen und Ausgaben von Brechts vor allem theoretischen Schriften-insbesondere des Messingkaufs-gemein ist, dass Hecht sie herausgegeben hat. 1 Obwohl heutzutage der Messingkauf ein eher unbekannter Text Brechts ist, genießen in den 1960er und 1970er Jahren die Aufführungen der Bühnenfassungen durch das Berliner Ensemble weitgehenden Erfolg. Hechts Beteiligung an diesen Aufführungen sowie seine Arbeit an den Editionen des Messingkaufs bedeuten, dass sich die Überlieferung des Messingkaufs auf eine einzelne Person stützt, auf eine Art und Weise also, die für andere Schriften Brechts nicht behauptet werden kann. Es ist fast ein Alleinstellungsmerkmal des Messingkaufs, dass dieser Text bis zur Veröffentlichung der englischsprachigen Edition im Jahr 2015 nie ohne Hechts Beteiligung zugänglich gewesen ist. Hecht scheint folglich ein Überlieferungs-und Rezeptionsmonopol bezüglich des Messingkaufs zu besitzen und hat zweifelsohne seine interpretatorischen Spuren in den verschiedenen Editionen dieses Textes hinterlassen. Dieses Kapitel möchte die dramaturgischen und editorischen Interpretationen dieses einzelnen Interpreten darstellen, die bis heute ihre philologischen Schatten über den Messingkauf werfen.
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