In seinem Buch »La mafia imprenditrice« beschreibt der italienische Soziologe Pino Arlacchi die neuen Unternehmerqualitäten der Mafia. In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre habe die Mafia einen qualitativen Sprung gemacht; aus den Mafiabossen seien schumpetersche Pionierunternehmer geworden. Er zeigt, daß die Mafia nicht etwa ein Relikt aus feudaler Zeit ist, sondern daß sich ihre Entwicklung als ursprüngliche Akkumulation unter spezifischen historischen Bedingungen interpretieren läßt. Darüber hinaus stelle die »neue« Mafia kein typisch italienisches, sondern ein internationales Phänomen dar, das eng mit der Entstehung des internationalen Drogen- und Waffenhandels verbunden ist. Gerade wegen ihrer enormen Expansion stieß diese Form der mafiosen ökonomischen Aktivitäten zunehmend auf die Schwierigkeit der Verwandlung illegal erzielterProfite in legale Kapitalanlagen. Im Bündnis mit dem internationalen Geldkapital und begünstigt durch die Strukturveränderungen der weltweiten Geld- und Kapitalmärkte konnten diese Probleme teilweise »gelöst« werden, so daß heute riesige anonyme Transaktionen auf dem Eurodollarmarkt gar nicht mehr auffallen. Dem Beitrag Pino Arlacchis in diesem Heft liegt ein Gespräch mit Peter Kammerer zugrunde, dem wir an dieser Stelle auch für seine Übersetzungsarbeit danken.
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