Zusammenfassung
Hintergrund
Terrorismus gehört zu den Extremformen von Gewalt, die bisher in der deutschsprachigen psychiatrischen Fachliteratur kaum Beachtung fanden. Nach Terroranschlägen oder Attentaten kommt jedoch regelhaft die Frage auf, ob die Mentalität der Täter noch im Bereich psychischer Normalität liegt.
Fragestellung und Methode
Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, das multidimensionale Ursachengefüge von Terrorismus mit besonderer Beachtung psychopathologischer Gegebenheiten bei den Tätern darzustellen. Hierzu wurde neben einer kurzen Zusammenfassung des historischen Hintergrundes eine Literatursuche in PubMed, SCOPUS, PsychInfo, und PsychARTICLES durchgeführt.
Ergebnisse
Aus psychiatrischer Sicht ist eine Unterscheidung von Einzel- und Gruppentätern essenziell, wobei erstere eine deutlich höhere Prävalenz an krankheitswertigen Psychosyndromen, insbesondere an psychotischen, anhaltenden wahnhaften, aber auch affektiven Störungen, aufweisen. Bei der Mehrzahl der untersuchten terroristischen Gruppentäter konnten keine derartigen psychiatrischen Diagnosen (nach Achse I, DSM-IV) festgestellt werden. Bei diesen Tätern spielen neben biografischen, Sozialisierungs-, gruppendynamischen sowie ideologischen Aspekten Persönlichkeitsakzentuierungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen (vor allem narzisstischer und paranoid-fanatischer Prägung) eine Rolle. Es wird dargelegt, warum Terrorismus ein vorwiegend männliches Phänomen ist.
Schlussfolgerungen
Es liegt ein komplex interagierendes Bedingungsgefüge aus biographischen, biologischen, psychopathologischen, soziologischen und ideologischen Komponenten vor, das bei Einzeltätern und Gruppenterroristen unterschiedlich gewichtet ist. Die Ursachen für Terrorhandlungen sind weniger in gewaltaffinen Ideologien selbst zu suchen als darin, dass Individuen mit vorbestehender hoher Gewaltaffinität, sei sie persönlichkeitsinhärent oder biografisch herleitbar, sich Ideologien anschließen, mit denen sich terroristische Gewaltakte rechtfertigen lassen. Die Möglichkeiten der Psychiatrie in Früherkennung und Prävention sind begrenzt. Auf neu entwickelte Skalen zur Beurteilung eines Risikos für extreme Gewalttaten wird hingewiesen.
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