Die Denunziation.
Die Unterscheidung von individuellem und kollektivem Handeln bildet einen der grundlegenden Gegensätze, auf denen — häufig implizit, da derart selbst-verständlich — die Soziologie wie die Sozialgeschichte der Protestweisen beruht. Genereller wird sie zur Trennung der Gegenstandsbereiche von Psychologie und von Soziologie herangezogen. Im vorliegenden Aufsatz wird demgegenüber eine Fragestellung umrissen, die jenen Gegensatz mittels einer Grammatik zu überwinden sucht, die — un ter Verwendung derselben Regeln — gleichermaßen die Variationen der Protestakte je nach Präsentation als «individuelle» bzw. «kollektive» wie die von den anderen an sie herangetragenen Normalitätsurteile zu interpretieren gestattet. Entwickelt wird diese Fragestellung anhand des Phänomens der Öffentlichen Denunziation. Mittels statistischer und stilistischer Analyse von Denunziationsbriefen aus dem Archivmaterial einer grofien Pariser Tageszeitung lassen sich in einem ersten Anlauf 2 Fragen beantworten : 1. Welche Bedingungen muß eine öffentliche Denunziation erfullen, uni als normal zu gelten ; 2. Aus welchen Gründen wird ein solcher Akt öffentlicher Denunziation begangen, der aller Wahrscheinlichkeit nach als anormal wahrgenommen wird ?
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