Naturgemäß kann in einem Rückblick keine Vollständigkeit in Bezug auf Neuerungen in der Indikationsstellung oder Neuerungen in der Technologie elektrischer Rhythmusimplantate erreicht werden. Nachfolgend wird daher nur ein kleiner und notwendigerweise subjektiver Ausschnitt aktueller Trends und Entwicklungen dargestellt. Insbesondere technologische Innovationen benötigen häufig viele Jahre, bis die endgültige Bedeutung für die Therapie abgeschätzt werden kann. Und nicht alle zunächst vielversprechenden Innovationen können sich später tatsächlich gegenüber etablierten Therapien durchsetzen.So haben etwa aktuelle Technologien wie der S-ICD (subkutan implantierbarer Kardioverter-Defibrillator), die sondenlosen Herzschrittmacher oder die His-Bündel-Stimulation schon mehr als 10 Jahre Entwicklungszeit hinter sich und dominieren derzeit jedoch (immer noch) nicht ihre jeweiligen Einsatzgebiete. Auch die Diskussion über Indikationen zur Device-Therapie verläuft schleppend.
Indikationen zur primärprophylaktischen ICD-TherapieUnverändert stellt der plötzliche Herztod auf dem Boden von ventrikulären Herzrhythmusstörungen eine der häufigsten Todesursachen in Industrienationen dar. In der Sekundärprävention des plötzlichen Herztodes ist die Defibrillatortherapie etablierter Standard. Die europäische Leitlinie [1] betont allerdings unter "gaps in evidence", dass diese auf randomisierten Studien basieren, die mehr als 10 Jahre zurückliegen. Es muss deshalb kritisch hinterfragt werden, ob diese Daten auf heutige Patienten übertragbar sind. Die Mehrzahl der Defibrillatoren in Deutschland (ca. 70 %) wird aus primärprophylaktischer Indikation implantiert [2]. Neuere Studien zeigen aber, dass insbesondere bei nichtischämischer Kardiomyopathie das Risiko eines plötzlichen Herztods in den vergangenen Jahren zumindest bei einem Teil der Patienten überschätzt wurde und der Nutzen der Defibrillatortherapie nicht so ausgeprägt ist, wie dies in der Vergangenheit angenommen wurde [3, 4]. Das Risiko eines plötzlichen Herztodes hat insbesondere bei Patienten mit Herzinsuffizienz und verminderter linksventrikulärer Ejektionsfraktion in den vergangenen Jahren abgenommen. Um diesen Zusammenhang zu evaluieren, analysierten Shen et al. [5] Daten von 40.195 Patienten mit Herzinsuffizienz und verminderter Ejektionsfraktion in 12 klinischen Studien zwischen 1995 und 2014 (. Abb. 1). Mittels multivariater Regressionsanalyse untersuchten die Autoren die zeitlichen Trends des plötzlichen Herztodes in diesen Studien. Es fanden sich 3583 Fälle eines plötzlichen Todes. Insgesamt fand sich eine 44 %ige Abnahme der Rate des plötzlichen Herztodes zwischen 1995 und 2004. Die kumulative Inzidenz des plötzlichen Todes 90 Tage nach Randomisierung betrug in der frühesten Studie 2,4 % gegenüber 1 % in der aktuellsten Studie.
ICD-Therapie bei nichtischämischer KardiomyopathieDie Therapieempfehlung zur primärprophylaktischen ICD-Therapie bei struktureller Herzerkrankung basiert auf den Ergebnissen mehrerer älterer randomisierter prospektiver Studien zur ICD-Therapie ...