Von der "chronischen Bronchitis" zum genetisch bedingten Emphysem Die heute unter "chronisch obstruktive Lungenerkrankung"(COPD) bekannte Volkskrankheit ist eine vielschichtige chronische Infl ammation, die pathophysiologisch, epidemiologisch und therapeutisch die medizinische Wissenschaft seit über 60 Jahren "in Atem" hält.Sie hatte viele Namen, darunter so unscharfe Begriff e wie "chronisch-asthmoide Emphysembronchitis" -damit nur ja keine ihrer möglichen Spielarten unter den Tisch fallen konnte.Erst in den 1950er Jahren begann man, gewisse klinische Phänotypen zu unterscheiden, die nach einer münd-lichen Mitteilung von A.C. Durnhorst (1955) als Typ A (pink and puffi ng) bzw. Typ B (blue and bloated) bezeichnet wurden. Diese sehr kluge Diff erenzierung entsprach durchaus der Erfahrung der Kliniker, die jene zwei Phäno-typen längst kannten: Den schlanken, unter Belastungsdyspnoe leidenden Raucher mit "großer stummer Lunge" einerseits und die dicklichen, schleimproduzierenden Pruster (meist Raucherinnen und Raucher) mit blauen Lippen. Schnell war auch eine deutsche Terminologie gefunden: der "dyspnoisch-emphysematöse" für den Typ A bzw. der "zyanotisch-bronchitische" für den Typ B.Damit waren die Weichen gestellt, das alleinige Interesse an der chronischen obstruktiven Bronchitis (COB) zu erweitern und sich vermehrt auch dem Lungenparenchym zu widmen, welches schließlich als "P" für "pulmonary" in die COPD Eingang fand.Auch die Pathomorphologen trugen ihr Scherfl ein bei: Sie bemerkten die Assoziation einer "durchgewanderten" chronischen Bronchitis mit der Entwicklung eines zentrilobulären Emphysems, während das panlobuläre Emphysem eine solche Verquickung kaum erkennen ließ. Daraus schlossen so manche, dass die Blue Bloater mit der ersteren, die Pink Puff er mit der letzteren Variante des Emphysems korrelieren müssten.Die Pathophysiologie der chronischen Bronchitis schien auf der Hand zu liegen: Durch vornehmlich exogene Faktoren (Rauchen, Arbeitsplatz, bio-mass cooking) kommt es bei suszeptiblen Menschen zur Dyskrinie des Bronchialsekrets, zur Hypertrophie der submukösen Drüsen, Stö-rung des Schleimtransports (Mukostase) und schließlich zur bakteriellen Kolonisation und deren Langzeitfolgen.Wie aber sollte sich eine von einer "bronchialen Durchwanderung" weitgehend unabhängige Destruktion der Alveolarsepten entwickeln? Gibt es da vielleicht einen " Ventil-(check-valve) Mechanismus, der die Luft hinein, aber nicht herauslässt, sodass es zu Überblähung und Zerreißung der Alveolen kommt? Als in den 1960er Jahren die Rolle der Proteinasen und deren Inhibitoren zum klinischen Lehrgut wurde, konnte diese Balance bzw. deren Störung gut auf die Emphysemgenese angewendet werden: Viel Entzündung → viele Leukozyten mit viel Proteinasen (Elastase, "Antitrypsin"), die eine Übermacht für die örtlichen Inhibitoren darstellt. Die Folge: Destruktion der subtilsten Parenchymelemente, der Alveolarwände. Damit war auch die Grundlage für die heute geltende Defi nition gegeben, nach welcher "das Emphysem in einer irreversiblen Erwei...