ZusammenfassungErkenntnisse zum Umfang und den Auswirkungen sedentären Verhaltens wurden initial aus Befragungen und Bettruhe-Experimenten abgeleitet. Um die Relevanz sedentären Verhaltens als arbeitsplatzbezogenen Risikofaktor zu bestätigen, sind jedoch objektiv und im Längsschnitt erhobene epidemiologische Daten sowie ein experimenteller Nachweis von Pathomechanismen notwendig. Die vorliegende narrative Übersichtsarbeit analysiert die Studienlage zur Epidemiologie sedentären Verhaltens und dem kausalen Zusammenhang mit Risikofaktoren und chronischen Erkrankungen unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses sitzender Arbeitstätigkeiten. Basis hierfür ist eine Literaturrecherche in englisch- und deutschsprachigen Datenbanken (PubMed/MEDLINE, Cochrane, Google Scholar). Bezüglich der Dauer sedentären Verhaltens während der Arbeitstätigkeit umspannen die Angaben aus englischsprachigen systematischen Übersichtsarbeiten und deutschsprachigen Beobachtungsstudien eine Dauer von 4–7 h täglich. Experimentelle Studien bestätigen akute positive Effekte der Unterbrechung sedentären Verhaltens auf ausgewählte metabolische Marker. Längsschnittuntersuchungen deuten auf einen Kausalzusammenhang zwischen sedentärem Verhalten und dem Auftreten und Schweregrad von internistischen Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Krebserkrankungen) hin. Ein Nachweis der Pathomechanismen der langfristigen negativen Effekte sedentären Verhaltens steht weiterhin aus. Wenige Studien analysieren den gesundheitlichen Einfluss sedentärer Arbeitstätigkeit. Zusammenfassend kann ein Zusammenhang sedentären Verhaltens mit dem Risiko für ausgewählte chronische Erkrankungen vermutet werden. Eine objektive Erfassung des Umfangs sedentären Verhaltens in unterschiedlichen Berufsgruppen sowie eine längsschnittliche Analyse des Zusammenhangs mit relevanten gesundheitlichen Kenngrößen sollte Inhalt zukünftiger arbeitsmedizinischer Forschung sein.