Chemiedidaktik 2007

Abstract

Bildungsstandards sind die Messpunkte chemiebezogener Kompetenzen von Schülern. Noch beruhen die Kompetenzmodelle, die Fixpunkte künftiger Unterrichtsprogramme sind, auf Hypothesen. Kompetenzorientierung soll leistungssteigernd wirken und den Chemieunterricht insgesamt verbessern. Diese Ausrichtung der chemischen Bildungsdiskussion ist zwar visionär, im Kern aber nicht unbekannt.

Von Exklusion zur Inklusion

“…Um Lösungen ringt die Bildungsszene. 36) Inklusiver Chemieunterricht ist ein Impuls, Chemieverstehen als Bildungsaufgabe curricular neu zu begründen. Die Tendenz, Formelund Teilchenbetrachtungen im inklusiven Unterricht (zunächst) zurückzudrängen, wird dazu beitragen, den Stellenwert abstrakter Sachverhalte im Chemieunterricht zu relativieren und den Ansatz Inklusion zu überprüfen: Auch die Themenentscheidungen müssen die Wissenschaft Chemie inklusiv spiegeln.…”

“…Im Sinne von "Fördern" und "Diagnostizieren" war Schule vom Anspruch her schon immer inklusiv, 1) aber für die tägliche Unterrichtspraxis war dies ebenfalls schon immer eine Herausforderung (Kasten "Aktivitäten").…”

Aus Pisa lernen? Ja, aber ...

“…Dieses Maßnahmenbündel ist − verkürzt betrachtet − so einfach wie elementar zu begründen: Lernen findet im Schulunterricht statt. Eben darauf beziehen sich die Einwände Schleichers, wenn er fordert, “über die Optimierung des bestehenden Schulsystems hinaus strategische Perspektiven für Bildungsreformen zu schaffen und über die Transformation der dem Bildungssystem zugrunde liegenden Strukturen nachzudenken.”3) Solche grundlegenden Diskussionen über die Organisation des Schulwesens wurden beim Sinus‐Programm und bei der Konstruktion der Bildungsstandards4 ausgespart.…”

“…Es besteht die Gefahr, dass Unterricht dennoch reguliert bleibt. Ein möglicher Reflex auf Kompetenzorientierung4 ist am Beispiel der bereits bekannt gewordenen Aufgaben zu beobachten, die das Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Zuge der nationalen Bildungsstandards erarbeitet: Weil Pisa alltags‐ oder anwendungsbezogene Szenarien entfaltet und erst danach fachliche Fragen oder Arbeitsaufträge stellt, präferieren auch die Beispielaufgaben der Bildungsstandards spezielle didaktische Konzeptionen − sehr einseitig, wie wir meinen. Zwar unterstützen lernpsychologische Befunde eine kontextbezogene Erschließung naturwissenschaftlicher Sachverhalte.…”

Computer und Experimente im Chemieunterricht

“…• Naturwissenschaftliche Grundbildung ist die Fähigkeit, “naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu verstehen und eigenständig zu treffen, die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr vorgenommenen Veränderungen betreffen” 11. Dies ist Grundlage der neuen Bildungsstandards16 und Kernlehrpläne, die festlegen, dass Schüler neben Fachwissen auch die Wege der Erkenntnisgewinnung sowie die Fähigkeit zur Kommunikation und Bewertung lernen sollen. Unterrichtseinheiten und Materialien von Gregor von Borstel und Andreas Böhm zeigen, wie diese Kompetenzen zusammen vermittelbar sind 10.…”