ZusammenfassungKürzlich haben mehrere neue Technologien zur Unterstützung von
Mikrochirurg:innen eine europäische Marktzulassung erhalten. Der
vorliegende Artikel fasst die Eindrücke eines Expertenpanels zur
Einordnung des Potentials neuer Technologien im Hinblick auf Nutzen für
den Operateur, spezifische Indikationen und ökonomische Aspekte
während der 42. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft
für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße
(DAM) in Graz, Österreich zusammen und diskutiert diese. Das
Expertengremium befasste sich im Allgemeinen mit den Grundsätzen und
Voraussetzung der erfolgreichen Etablierung neuer Technologien und im Speziellen
mit neuartigen optischen und robotischen Systemen. Dazu wurde die aktuelle
wissenschaftliche Literatur aufgearbeitet sowie anfängliche klinische
Erfahrungswerte im Rahmen von Fallserien und retrospektiven Studien durch die
Mitglieder des Expertenpaneels präsentiert. In der sich
anschließenden Diskussion wurde herausgearbeitet, dass zunächst
eine Identifizierung von Patienten-Untergruppen notwendig sein wird, bei denen
mit dem Einsatz der neuen Technologien am ehesten ein klinischer Nutzen zu
erzielen sei. Da bereits eine klinische Zulassung einiger Systeme gegeben ist,
kann bei der unmittelbaren klinischen Anwendung eine Vorgehensweise von
möglichst einfachem Einsatz hin zu immer feineren Anwendungen, also von
der Mikro- bis hin zur Supermikrochirurgie, hin entwickelt werden. Eine
Finanzierung kostenintensiver Systeme sei zunächst vermutlich nicht
über den Erlös aus der Regelversorgung, sondern nur durch
Fördergelder oder subventionierte klinische Studien möglich. In
einer abschließenden Befragung sieht die Mehrheit der
Sitzungsteilnehmenden die Notwendigkeit einer Preisreduktion sowohl der
Technologien zur Visualisierung als auch der Operationsrobotik, um eine
flächendeckende klinische Etablierung zu ermöglichen. Ebenfalls
eine Mehrheit der Teilnehmenden würde bei klinischem Einsatz eine
Kombination aus Exoskop bzw. robotischem Mikroskop und einem Operationsroboter
bevorzugen. Die vorliegende Konsensusarbeit adressiert die Entwicklung einer
Strategie zur effektiven Etablierung neuer Technologien, die die operative
Qualität ausgewählter Eingriffe weiter erhöhen soll.