ZusammenfassungDie ersten Impfversuche gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV) erfolgten 1970, noch bevor die Natur des dafür verwendeten „Australia-Antigens“ bekannt war. Bald darauf wurde dieses Antigen als Hüllprotein des HBV erkannt (HBV Surface Antigen, HBsAg), dann aus HBV-haltigem Plasma gereinigt und später gentechnisch in Hefezellen hergestellt. Die hohe Wirksamkeit des HBsAg-Impfstoffs wurde vielfach bewiesen, insbesondere bei Neugeborenen von HBV-infizierten Müttern, die sonst fast immer chronische HBV-Träger werden. Auch bei älteren Kindern und Erwachsenen schützt die Impfung und wird seit 1984 weltweit angewendet, was zu einer ungefähr 10-fachen Abnahme der HBV-Infektionen bei den Geimpften geführt hat.Es gibt dennoch verschiedene Herausforderungen bei der Hepatitis-B-Impfung. Bei Neugeborenen von hochvirämischen Müttern kann die Impfung versagen. Bei verringerter Immunkompetenz kann die Bildung schützender Antikörper ausbleiben, aber auch bei Risikofaktoren wie höherem Alter, Rauchen oder Übergewicht. Frühe Impfstudien belegten, dass Impfstoffe mit dem HBsAg-Subtyp adw2 auch gegen HBV mit anderen HBsAg-Subtypen schützen, neuere Beobachtungen zeigen aber, dass die Schutzwirkung gegen heterologe Subtypen schwächer ist. Gelegentlich werden auch Escape-Mutationen beobachtet.Die meisten jetzigen Impfstoffe beruhen auf dem Kenntnisstand vor 40 Jahren und könnten wesentlich verbessert werden. Eine Einbeziehung der bislang fehlenden PräS-Domänen der HBV-Hülle in die Impfstoffe würde die wichtigsten schützenden T‑ und B‑Zellepitope einbringen. Die Expression in Säugerzellkulturen verbessert die native Faltung der neutralisierenden HBsAg-Epitope und die Verwendung von regional vorherrschenden HBsAg-Subtypen würde die Schutzwirkung erhöhen. Optimale Adjuvanzien oder Epitopträger könnten die Immunogenität auch für eine HBV-Immuntherapie steigern.