Zusammenfassung
Fragestellung Ist bei Frauen mit Migrationshintergrund (MH)
(=Proxy-Variable für erhöhtes Risiko
kultureller/sprachlicher Kommunikationsprobleme) die neonatale
Morbidität außerhalb der Regelarbeitszeit
erhöht?
Methoden Datenerhebung an 3 Berliner Geburtskliniken mit
Fragebogenset (soziodemografische, Versorgungsaspekten, Migration);
Ergänzung durch Mutterpassangaben und Klinik-Perinataldaten.
Surrogatmarker für kindliche Morbidität: Apgar-,
Nabelschnur-pH-Wert, Verlegung in eine Kinderklinik. Deskriptive und
logistische Regressions-Analysen wurden durchgeführt.
Ergebnisse Datensätze von 2014 Migrantinnen der 1., 771
Frauen der 2. Generation, 2564 Frauen ohne MH wurden einbezogen, darunter
39,7% sog. Tagesgeburten (Montag – Freitag, jeweils
7:00–18:00 Uhr). In 2 Modellen wurde für die beiden
Proxy-Parameter der kindlichen Morbidität der Einfluss der
Geburtszeit und verschiedener anderer Parameter überprüft.
Die Chancen für ungünstige Apgar- oder Nabelschnur-pH-Werte
waren z. B. bei einer Geburt in den Abend- und Nachtstunden, am
Wochenende und an Feiertagen (OR 1,84; 95% CI 1,23–2,76;
p=0,003), bei vaginal-operativen Geburten (OR 3,36; 95% CI
2,07–5,46, p<0,001) oder einer sekundären Sectio (OR
1,94; 95 CI 1,28–2,96, p=0,002) erhöht, nicht aber
bei einem MH der Gebärenden.
Zusammenfassung Gebärende mit MH werden trotz
möglicher interkultureller und sprachlicher Kommunikationsprobleme
unabhängig von Tageszeit und Wochentag ebenso gut versorgt wie
Schwangere ohne MH.