ZusammenfassungMit der Ottawa-Charta von 1986 wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen, der alle Public-Health-Anstrengungen auf die Stärkung kommunaler Aktivitäten und die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebensumstände orientiert. Ein Schlüssel hierfür ist „capacity building“ (CB), verstanden als die Entwicklung und möglichst nachhaltige Implementierung von strukturellen Kapazitäten – wie koordinierte Datenerhebung, Abstimmungsprozesse über Sektorengrenzen hinweg, dauerhafte Bereitstellung grundständiger Ressourcen – in allen Bereichen der Gesundheitsförderung „vor Ort“.Vielfältige Anstrengungen und dreieinhalb Jahrzehnte später sehen wir uns noch viel zu oft Infrastrukturdefiziten, fragmentierten Public-Health-Landschaften und Hemmnissen für die intersektorale Zusammenarbeit gegenüber. Während der theoretische Konsens über das Notwendige breit erscheint, bleibt es eine Herausforderung, diese theoretischen Einsichten in die Praxis umzusetzen. In dieser Situation kann Digital Public Health (DPH) dazu beitragen, Barrieren zu überwinden und „Daten für Taten“ sichtbarer und zugänglicher zu machen. Durch DPH können Daten auf neuartige Weise integriert, strukturiert und disseminiert werden.In diesem Beitrag wird erörtert, wie die Kapazitätsentwicklung auf lokaler und kommunaler Ebene von technologischen Entwicklungen profitieren und was DPH für die Bereitstellung von Informationsservices im Bereich Public Health Capacity tun kann. Der Fokus liegt auf der webbasierten, interaktiven Repräsentation von Gesundheitsförderungsdaten, die für Informations‑, Steuerungs- und Benchmarkingzwecke genutzt werden können. Als Beispiel aus der Public-Health-Praxis wird das Tool „TEAviisari“ (National Institute for Health and Welfare, Finnland) vorgestellt.Die EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands 2020 – u. a. mit den Themen Digitalisierung und gemeinsamer Gesundheitsdatenraum – bietet die Gelegenheit, die Kapazitätsentwicklung in der kommunalen Gesundheitsförderung auch hierzulande entscheidend voranzubringen.