Zusammenfassung
Ziel der retrospektiven Studie war die Ermittlung der Prävalenz echter Thrombopenie und EDTA-induzierter Pseudothrombopenie bei Pferd und Pony sowie die Evaluation der diagnostischen und prognostischen Aussagekraft bei echter Thrombopenie. Material und Methoden: Bei 3592 internistischen Patienten (Jahre 2008-2015) wurde eine hämatologische Untersuchung (ADVIA® 2120, Siemens) durchgeführt. Einschlusskriterien waren eine Thrombozytenzahl von < 90 x 109/l (EDTABlut) bzw. < 84 x 109/l (Zitratblut). Es erfolgte eine Einteilung in echte, EDTA-induzierte und fragliche Thrombopenie. Probanden mit einer echten Thrombopenie wurden bezüglich des Vorstellungsgrundes in neun Gruppen sowie in vier Diagnosegruppen (Entzündung, Neoplasie, nichtentzündliche Darmerkrankung, sonstige Erkrankungen) eingeteilt. Die Häufigkeit der Diagnosen wurde mit derer der gesamten Patientenpopulation der Klinik verglichen. Ergebnisse: Bei 123/3592 Patienten (3,4 %) bestand eine Thrombopenie, wobei 60/123 (49 %) eine echte, 6/123 (5 %) eine EDTA-induzierte und 57/123 (46 %) eine fragliche Thrombopenie aufwiesen. Bei der Auswertung der echten Thrombopenien waren die häufigsten Vorstellungsgründe Mattigkeit (23/60, 38 %), Fieber (19/60, 32 %) und Kolik (17/60, 28 %). Von den betroffenen Pferden zeigten 25/60 (42 %) eine entzündliche Grunderkrankung, 11/60 (18 %) eine Neoplasie, 10/60 (17 %) eine nichtentzündliche Darmerkrankung und 14/60 (23 %) sonstige Erkrankungen. Im Vergleich mit der Gesamtpopulation der Klinik zeigte sich mit 18 % im Vergleich zu 1 % eine deutlich erhöhte Häufigkeit der Neoplasien. Die Mortalität lag mit 38 % signifikant höher als in der Gesamtpopulation. Auffallend war eine Mortalität von 32 % in der Gruppe der Entzündungen und von 82 % in der Gruppe der Neoplasien. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Eine echte Thrombopenie ist beim internistisch erkrankten Pferd nicht häufig zu beobachten und sollte durch eine Messung im Zitratblut gesichert werden. Eine Thrombopenie stellt selten den primären Vorstellungsgrund dar und muss bei Neoplasien und Entzündungen als negativer prognostischer Faktor betrachtet werden.