Im Rahmen künstlerischer Performances und wissenschaftlicher Forschung gewinnt Bewegungssonifikation als ein wichtiger Teilbereich der Sonifikationsforschung immer mehr an Bedeutung. Sonifikation beschreibt die Übertragung von Daten in Klang und stellt zugleich eine Technik dar, die Klang als Antwort auf Interaktion erzeugt. Bewegungssonifikationen sind spezifischer die Verklanglichung menschlicher Bewegungsdaten. Dabei spielt zumeist die Übertragung von kinematischen oder dynamischen Bewegungsparametern und die Erzeugung intuitiv nachvollziehbarer Bewegungsklänge eine wichtige Rolle. Zentrale psychologische Prozesse und Theorien liegen Anwendungen von Bewegungssonifikationen zu Grunde, wie z. B. die Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung, das Bewegungslernen oder das Embodiment. Disziplinübergreifend sind diese Theorien innerhalb der Sport- und Leistungspsychologie oder der Musikpsychologie gut erforscht, dennoch gibt es ein großes Potential, Effekte auditiven Feedbacks in Form von Bewegungssonifikationen auf grundlegende und spezifische Performance- und Wahrnehmungsprozesse zu untersuchen. Viele Studien, die Bewegungssonifikationen als wissenschaftliche Methode einsetzen, verorten sich im Rehabilitations- und Sportbereich mit dem Ziel, Erkenntnisse über Effekte des Bewegungslernens in speziellen Bewegungsaufgaben zu gewinnen. Es gibt vielversprechende Ergebnisse, die positive Effekte von Bewegungssonifikationen auf die Bewegungsrehabilitation bei Schlaganfällen bezeugen oder auf die verbesserte Gleichgewichts- und Haltungskontrolle. Des Weiteren zeigen Ergebnisse verbesserte Leistungen beim Rudern oder Laufen durch den Einsatz eines auditiven Feedbacks in Form von Bewegungssonifikationen oder natürlichen Bewegungsklängen. Im Musikbereich werden Bewegungssonifikationen oft als Augmentierung digitaler oder traditioneller Musikinstrumente eingesetzt, um zusätzliches auditives Feedback musikalischer Bewegungen als Unterstützung beim Üben des Instrumentes zu nutzen. Zudem berichten viele Tanzstudien über verschiedene Trainingsszenarien, in denen Sonifikationen von Tanzbewegungen neue künstlerische Perspektiven eröffnen und Tänzern in Form einer pädagogischen Rückmeldung helfen können. Wenige Untersuchungen in diesen Bereichen verwendeten jedoch randomisiert-kontrollierte Experimente, stattdessen finden sich zahlreiche Berichte zu Projekten, in deren Rahmen hochtechnologisierte Sonifikationssysteme und Forschungsdesigns für mögliche zukünftige Studien entwickelt wurden. Forscher nutzen Sonifikationen zumeist ohne die verwendeten Sonifikationsstrategien zu evaluieren, weder in Bezug auf Effekte unterschiedlicher Konzepte auditiven Feedbacks auf eine bestimmte Aufgabe, noch im Hinblick auf ästhetische Aspekte des Sonifikationsklanges. Das Ziel dieses Artikels ist es, eine Übersicht zu Forschungsergebnissen aus verschiedenen Anwendungsbereichen von Bewegungssonifikationen zu geben und diese im Hinblick auf beteiligte psychologische Prozesse und verwendete Sonifikationsstrategien zu diskutieren. Dieser Artikel stellt die wichtigsten Definitionen im Bereich der Bewegungssonifikation vor und beschäftigt sich mit zu Grunde liegenden psychologischen Vorgängen. Außerdem fasst er zentrale Studien von Bewegungssonifikationen in der Rehabilitation, im Sport sowie im Musikbereich zusammen und fokussiert dabei sowohl experimentelle Designs als auch Evaluationsansätze von Sonifikationsstrategien. Auf Basis bisheriger Erkenntnisse bietet der Einsatz von Bewegungssonifikationen für die musikpsychologische Forschung ein großes Potential.