Zusammenfassung
Hintergrund Die Hyperosmolarität des Tränenfilms gilt als bedeutendes klinisches Zeichen des trockenen Auges und als wichtigster singulärer diagnostischer Parameter. Neben dem seit einigen Jahren verfügbaren Ocusense TearLab-Osmometer (TearLab Corp, San Diego, CA) ist seit Kurzem auch das I-Pen-Osmometer (I-MED Pharma Inc., Dollard-des-Ormeaux, Quebec, Kanada) verfügbar. Das Ziel unserer Studie war die Vergleichbarkeit der mittels TearLab- und I-Pen-Osmometer erhobenen Tränenfilmosmolarität bei gesunden Probanden zu untersuchen.
Material und Methoden 51 gesunde Probanden (mittleres Alter 40,6 Jahre, Altersspanne 17 – 63 Jahre, 66,7% weiblich) ohne Beschwerden und Zeichen eines trockenen Auges (Ocular Surface Disease Index < 13, Tränenfilmaufrisszeit > 7 s, unauffälliger Schirmer-Test > 10 mm/5 min) wurden eingeschlossen. Die Tränenfilmosmolarität wurde im Tränenfilmmeniskus (TearLab) und an der subtarsalen Bindehaut (I-Pen) mit einem Zeitintervall von 30 min erhoben. Die Reihenfolge der beiden Osmolaritätsuntersuchungen erfolgte im alternierenden Wechsel. Die statistische Analyse erfolgte mittels Wilcoxon- und Spearman-Tests.
Ergebnisse Die mittlere TearLab-Osmolarität war 295,1 mosmol/l (rechtes Auge), 294,0 mosmol/l (linkes Auge) sowie 294,6 mosmol/l (bilateral) mit einer Variationsbreite von 268 – 394 mosmol/l. Mittels I-Pen-Osmometer erhobene mittlere Osmolaritätswerte lagen bei 301,6 mosmol/l (rechtes Auge), 302,5 mosmol/l (linkes Auge) und 302,1 mosmol/l bilateral mit einer Variationsbreite von 276 – 394 mosmol/l. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied in den erhobenen Tränenfilmosmolaritäten mit den beiden Techniken für beide Augen einzeln (p < 0,02) und beim Mittelwert beider Augen (p < 0,001). Die Messungen mit beiden Geräten korrelierten nicht signifikant (r = 0,27 rechts und r = 0,08 links). Bei einem – wie von TearLab vorgeschlagenen – Grenzwert von 308 mosmol/l lagen 98,0% der TearLab-Werte, aber nur 68,6% der I-Pen-Werte im Normbereich.
Schlussfolgerung Die mittels I-Pen gemessenen Osmolaritätswerte zeigten sich signifikant höher im Vergleich zu den mit TearLab erhobenen Messwerten. Für diesen Unterschied verantwortlich könnte u. a. die Lokalisation der Messung an der subtarsalen Konjunktiva mit dem I-Pen im Vergleich zur Messung im Tränenfilmmeniskus mit dem TearLab sein. Es könnte daher notwendig sein, den Grenzwert zur Unterscheidung pathologischer Werte von physiologischen Werten bei Messungen der Tränenfilmosmolarität mit dem I-Pen-Osmometer zu ändern. Weiterführende Untersuchungen an einer größeren Kohorte von Normalprobanden sowie bei Patienten mit trockenem Auge sind hierfür notwendig.