Räusperatmosphärisches

Abstract

Räusperatmosphärisches -Oder: Nachts am offenen Fenster kann man schon mal ins Grübeln kommenWas ist das nur für ein Meinungs-Hin und Her, und ich hatte schon gedacht, wir wären uns einig geworden, dass Störungen immer Vorrang haben und Störungsbilder erst recht, denn sie unterbrechen die wichtigsten Sendungen. Das sind doch so herrlich verzerrte, farbenfrohe Hilfsschöpfungen, mitten in der Fernsehübertragung eines wichtigen Fuß-ballspiels zur WM zwischen Frankreich und Italien oder vor der ersten Mondlandung? Und wenn die Fernbedienung dann noch defekt oder zwischen den Sofakissen verschwunden ist, sind Störungsbilder ein willkommener Anlass abzuschalten und das Fenster zu öffnen, um die Wolke herauszulassen, auf der man gerade schwebte.Diese Art der Störungsbilder gibt es nur leider nicht mehr so oft, weil sich mit der Satellitenschüssel und all dem anderen Technikschnickschnack kaum mehr Gelegenheiten ergeben, und dann bleibt ein Wort übrig und wir suchen danach, es irgendwie anders zu verwenden, obwohl wir doch eigentlich an dieser Stelle ganz gut in unserer Wegwerfgesellschaft mitmischen könnten, aber nein, gnadenloses Recycling ist auch im Wortschatz angesagt.Und da stehe ich und grübele, vielleicht eine R6 in der Hand und nicht das ICD-10 und denke so vor mich hin. Warum glaubt mir keiner, dass ich es sogar hinnehmen würde, wenn man mich kritisiert für etwas, das ich glaubte richtig gemacht zu haben. Dazu brauche ich keine weltweite Vereinbarung über ein mögliches richtig oder falsch, ich wäre doch für jeden einfachen Hinweis einfach dankbar, vielleicht müsste ich dann auch nicht so viel allein grübeln, wie alles ist Grübeln zu zweit viel schöner.Ich versuche doch nur, im Zeitalter der globalen Überprüfungsmentalität der Versuchung zu widerstehen, an richtig oder falsch zu denken und wehre mich verzweifelt dagegen, das Zweifelhafte mir aus dem Sinn entfernen zu lassen und per ICD-10 ins Regal zu stellen.Leider sieht mich nachts keiner mehr, der mich für statistisch relevant halten könn-te, also einen Menschen, der durchaus in der Lage ist, sein Denken und Handeln jeweils unter die Lupe zu nehmen, vor allem weil ich mit den vielen Studien und ihren Zahlen so wenig anfangen kann -Statistik 6, setzen! Sie erinnern mich an Testergebnisse über Neigungswinkel bei Hutablagen, und da ich nur äußerst selten einen Hut trage, geschweige denn im Besitz einer solchen Ablage bin, kann ich nur ehrfürchtiges Mitleid empfinden mit den Menschen, die nachts solche Zahlen zusammentragen und ihre Zeit ohne Bildschirmstörung am Bildschirm verbringen müssen, anstatt an offenen Fenstern.Wie könnte man Knäckebrot salonfähig machen? Man braucht eine laufende glückselig machende Werbung, die von einem weiß bekittelten, freundlichen, älteren Herren kommentiert wird, indem er auf irgendwelche Zahlenkurven mit Daten über Cholesterin und Kohlehydrate, Vitamine und Ballaststoffe mit einem eleganten Zeigestock deutet.