Leitthema Immer mehr Patientinnen mit Mamma-, aber auch mit gynäkologischen Karzinomen werden durch die adjuvante Systemtherapie vorzeitig in die Postmenopause gebracht. Die schwerwiegendsten Folgen des Östrogenmangels sind Hitzewallungen, Nachtschweiß, urogenitale Atrophie, Osteoporose und mög-licherweise auch ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, diesen Frauen durch eine Hormonersatztherapie (HRT) zu helfen. Inwieweit besteht nun, analog dem erhöhten Mammakarzinomrisiko nach HRT, auch ein erhöhtes Rezidiv-oder Mortalitätsrisiko nach Mammakarzinombehandlung? In einer älteren US-amerikanischen Umfrage äußerten immerhin 27% der postmenopausalen Patientinnen, trotz Mammakarzinomanamnese eine HRT durchführen zu wollen [31]. HRT und Mammakarzinom D a s M a m m a k a r z i nom i s t m it 57.230 Neuerkrankungen für das Jahr 2004 und mit 55.150 für das Jahr 2002 mit 26,8% die häufigste aller Krebserkrankungen der weiblichen Bevölke-rung in Deutschland [13]. Die Inzidenz nimmt in den westlichen Industrienationen kontinuierlich zu, während die fallbezogene Mortalität abnimmt. Ursäch-lich mögen hier das frühe Screening, das verbesserte und verlängerte Followup und die Fortschritte in der Behandlung sein. Das National Center of Statistics der USA konnte für die Jahre 1991-1995 eine Abnahme der brustkrebsbezogenen Mortalität von 6% verzeichnen [4]. Auch Ravdin et al. [26] beschreiben in ihren Ausführungen von 2007 eine Inzidenzabnahme im Vergleich der Jahre 2002 gegenüber 2003. Sie führen diese Reduktion auf den Rückgang der HRT zurück [26]. Dieser Kausalzusammenhang kann zum einen durch Daten aus Deutschland [20, 21], zum anderen aber auch mit Daten aus Frankreich [1], Belgien [30] und Australien [6] postuliert werden. Daher ist von einer zunehmenden Zahl langfristig überleben-der Mammakarzinompatientinnen auszugehen. Die Mehrzahl dieser Patientinnen befindet sich zum Zeitpunkt der Diagnose in der Post-und etwa 25% befinden sich in der Prämenopause. Etwa 70% von ihnen werden durch den breiten Einsatz einer Chemotherapie dauerhaft amenorrhoisch, erreichen früher die Menopause und leiden daher wesentlich früher unter den Folgen des Östro-genmangels. Einige Veröffentlichungen berichten über eine 5-mal höhere Präva-lenz menopausaler Symptome bei Mammakarzinompatientinnen im Vergleich zu gesunden Frauen. Somit sind viele Frauen in Bezug auf ihre maligne Grunderkrankung zwar potenziell geheilt, jedoch den Folgen eines Östrogenmangels langfristig ausgesetzt. HRT nach Mammakarzinom -wirklich eine Kontraindikation? Der behandelnde Arzt steckt in dem Dilemma, dass zahlreiche experimentelle und epidemiologische Studien belegen, dass die meisten Mammakarzinome ös-trogenabhängig sind und bei hormonrezeptorpositiven Karzinomen eine antiöstrogene Behandlung eine hocheffektive adjuvante Therapie darstellt. Allerdings fehlen große, randomisierte Studien, die statistisch signifikant belegen, dass eine HRT bei Patientinnen nach behandeltem Mammakarzinom das rezidivfreie Überleben und/oder...