ZusammenfassungDie autologe Brustrekonstruktion nach Mastektomie mittels freien Lappenplastiken
(kurz: autologe Brustrekonstruktion) zeigt im Vergleich zur Implantat-basierten
Rekonstruktion günstige klinische Langzeitergebnisse und eine höhere
Patientenzufriedenheit. Traditionell galt die adjuvante Strahlentherapie als
relative Kontraindikation für die sofortige autologe Brustrekonstruktion
aufgrund der unvorhersehbaren Strahlenfolgen. Moderne adjuvante
Strahlentherapien (PMRT) konnten jedoch akute und chronische Strahlenschäden
deutlich reduzieren. Dennoch zögern Plastische Chirurgen immer noch,
Patientinnen, die eine adjuvante Strahlentherapie benötigen, eine sofortige
autologe Brustrekonstruktion anzubieten. In jüngster Zeit gibt es jedoch
Hinweise auf einen Paradigmenwechsel, der eine solche Rekonstruktion trotz
anschließender Strahlentherapie befürwortet. Im Rahmen eines Konsensus-Workshops
der 44. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für
Mikrochirurgie (DAM) in Bern (Schweiz) wurde die Evidenz zur PMRT und autologer
Brustrekonstruktion dargestellt und Konsensus-Formulierungen zum zukünftigen
chirurgischen Management und zur zeitlichen Koordinierung erarbeitet. Dabei
wurde betont, dass das Ziel jeder Rekonstruktion eine weiche und möglichst
sensible Brust sein sollte, welche durch ein sicheres Verfahren eine
bestmögliche Symmetrie in Form und Größe zur nicht betroffenen Gegenseite
schafft. Es wurde konsentiert, dass die Erhaltung des originären Haut- und
Weichteilmantels im Sinne einer hautsparenden oder sogar
Mamillen-Areolen-Komplex (MAK) sparenden Mastektomie bei gleicher onkologischer
Sicherheit die besten ästhetischen Ergebnisse erbringt. Abschließend konnte ein
Konsens gefunden werden, dass eine PMRT und die zu erwartenden Strahlenfolgen
entgegen dem ursprünglichen Meinungsbild vor dem Workshop nicht mehr eine
Kontraindikation für eine autologe Sofortrekonstruktion darstellen sollten.