Der "Tatort Wort" (vgl. Blanc [Hrsg.] 1983) ist wohlbekannt. Solange es das Philosophieren und das Nachdenken über die öffentliche Wirkung von Sprache gibt, ist klar, daß man mit Worten Politik macht, vor allem und besonders augenfällig in öffentlichen Kommunikationsbereichen, aber auch in privaten Situationen. Begriffe werden "besetzt", Wörter werden zu Stigma-und zu Fahnenwörtern für Parteien und Meinungen gemacht. Der "Tatort Name" ist weniger erforscht. Daß die übliche Benutzung von Eigennamen -hier geht es um Personennamen -auch und obendrein noch in besonderer Weise für den persönlichen, politischen und sozialen Kampf geeignet ist, hat die Linguistik bisher nicht in gleichem Maße zur Kenntnis genommen. Ein Grund für das nach wie vor geminderte Interesse für Namenkämpfe liegt in der theoretischen Trennung zwischen Name und Wort: Eigennamen haben nach gängiger linguistischer Auffassung nach wie vor eine Position am Rande des Wortschatzes einer Sprache.Dietz Bering hat durch seine Kölner Habilitationsschrift "Der Name als Stigma. Antisemitismus im deutschen Alltag 1812-1933" deutlich gemacht, daß Namenkämpfe in unserer Gesellschaft seit der Zeit der Aufklärung eine bedeutende Rolle spielen. Vorhergehende geschichtliche Epochen sind nicht Gegenstand seiner Untersuchungen, jedoch wird durch die historischen Dimensionen des Beringschen Werks klar, daß hier ein Arbeitsfeld eröffnet ist, das auch neue sprachhistorische und sozialpsychologische Einblicke in ältere Epochen gestatten wird. Die Aktualität des Themas und seine Bedeutung auch für die Zeit nach 1933 liegen auf der Hand, auch wenn Bering seine Materialpräsentationen und -analysen mit der Machtergreifung der Nazis enden läßt (zur Aktualität unten noch Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 7/7/15 4:32 AM Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 7/7/15 4:32 AM