Still not There?—Structural Gender Inequality in the German Bundestag

Abstract

ZusammenfassungTrotz formaler Gleichstellung sind Frauen im Deutschen Bundestag immer noch unterrepräsentiert. Forschungsergebnisse legen nahe, dass institutionelle Faktoren entscheidend zur strukturellen Diskriminierung von Frauen in der Politik beitragen. Vor allem Mehrheitswahlsysteme und im rechten Parteispektrum verortete Parteien führen weltweit und auch in Deutschland zu niedrigen Frauenanteilen in den Parlamenten. Vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlrechtsreform des Bundestags – deren Auftrag es auch ist, eine „[…] gleichberechtigte Repräsentanz von Frauen und Männern auf den Kandidatenlisten und im Bundestag zu erreichen“ – untersucht der Artikel, welche strukturellen Faktoren die Wahlchancen von Frauen bei Bundestagswahlen beeinflusst haben. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Auswirkungen des Wahlsystems und der ideologischen Ausrichtung der Parteien gelegt. Der verwendete Datensatz umfasst Kandidatinnen und Kandidaten bei Bundestagswahlen von 1953–2017. Damit ermöglicht er Analysen auf Individualebene, die auch die Untersuchung der Nominierungsqualität berücksichtigen, also der individuellen Erfolgschancen einer Kandidatur. Die Ergebnisse des Papiers zeigen, dass der Mechanismus des Mehrheitswahlrechts, aber auch die Qualität der Nominierung und die Parteizugehörigkeit die Wahlchancen von Frauen beeinflussen und somit Stellschrauben sind, um den Frauenanteil im Bundestag langfristig zu erhöhen.

The 2021 federal German election: A gender and intersectional analysis

“…Until recently, most parties applied these quotas only to their party lists and not to single-member districts (SMD; so-called first vote). Accordingly, parties which traditionally win the most SMDs (CDU, CSU, SPD) nominate fewer women in SMDs (Ahrens et al, 2020: 58–61; Bieber, 2022; Davidson-Schmich, 2014; Davidson-Schmich and Kürschner, 2011). In addition, women often end up in unwinnable SMDs (Ahrens et al, 2020; Bieber, 2022).…”

“…Accordingly, parties which traditionally win the most SMDs (CDU, CSU, SPD) nominate fewer women in SMDs (Ahrens et al, 2020: 58–61; Bieber, 2022; Davidson-Schmich, 2014; Davidson-Schmich and Kürschner, 2011). In addition, women often end up in unwinnable SMDs (Ahrens et al, 2020; Bieber, 2022). For example, the CDU still undermines its own ‘quorum’ of 33% for SMDs (Bundeszentrale für politische Bildung, 2021) and is more likely to nominate men in ‘winnable districts’.…”

“…For example, the CDU still undermines its own ‘quorum’ of 33% for SMDs (Bundeszentrale für politische Bildung, 2021) and is more likely to nominate men in ‘winnable districts’. In 2021, in total, 26.1% of successful SMD candidates were women, but only 17% for the CDU (Fortin-Rittberger and Kröber, 2021: 39; see also Bieber, 2022).…”

“…Overall, descriptive representation of women is linked to their substantive representation. Yet, the drivers of substantive representation are widely debated ranging from partisanship where left-leaning parties are thought to be more open to advancing women’s policies (Bieber, 2022; Lühiste and Kenny, 2016), critical mass (Saint-Germain, 1989; Thomas, 1994), critical actors (Childs and Krook, 2009) to velvet triangles (Abels and Mushaben, 2012; Woodward, 2004), and more. We therefore assess the representation of gender equality and ethnic diversity issues in the 2021 federal election, both the electoral campaigns and the coalition agreement.…”

Das Potenzial offener Listen für die Wahl von Frauen zum Bundestag. Ergebnisse eines Survey-Experiments

“…6 Dies ist zu bedauern, da offene Listen die verfassungsrechtlichen Probleme von Quotenregeln für Nominierungen vermeiden würden. Im bestehenden deutschen Bundestagswahlsystem basiert die Verteilung der Mandate innerhalb der Parteien allein auf den Entscheidungen der für die Nominierung zuständigen Parteiselektorate (Bieber 2022). Würde man Wähler*innen die Möglichkeit einräumen, Präferenzen für Kandidat*innen innerhalb einer Partei auszudrücken, könnte dies möglicherweise auch die Unterrepräsentation von Frauen adressieren.…”