Tetanus ± eine fast vergessene Erkrankung - Intensivmedizinische Erfahrungen bei 2 Fällen

Abstract

EinleitungTetanus war bereits im alten Ägypten bekannt, auch bei Hippo− krates findet sich eine Beschreibung dieses Krankheitsbildes. Seit der Entdeckung von Mechanismen der aktiven und passiven Immunisierung durch E. von Behring 1890 [1] und der konse− quent durchgeführten Impfung hat hierzulande die Erkran− kungshäufigkeit stark abgenommen, so dass Tetanus heute in der westlichen Welt nur sehr selten auftritt, in den Entwick− lungsländern jedoch noch sehr weit verbreitet ist. Nach Mitteilung des Robert−Koch−Instituts erkrankten in der Bundesrepublik seit 1990 jährlich weniger als 15 Patienten mit abnehmender Tendenz, allerdings kann die Dunkelziffer höher liegen, da Tetanus nicht mehr meldepflichtig ist. Es besteht in Deutschland ein eindeutiger Erkrankungsgipfel nach dem 65. Le− bensjahr. Für die USA liegen vom Centre of Disease Control and Prevention verlässliche Zahlen vor: Von 1991 ± 1994 erkrankten in den USA insgesamt 201 Patienten, von denen 54 % über 60 Jah− re alt waren. Die Letalität lag bei 25 % [2]. Von 1995 bis 1997 war eine Abnahme auf 124 Fälle mit einer Letalität von 15 % zu ver− Zusammenfassung Wir berichten über die Intensivtherapie von 2 Fällen mit Tetanus bei 2 älteren Frauen. In beiden Fällen war ein Bagatelltrauma im Haushalt bzw. in der Landwirtschaft vorausgegangen. Beide Pa− tientinnen mussten intubiert und beatmet werden, sie wurden frühzeitig dilatativ tracheotomiert. Die Beatmungsdauer betrug 27 bzw. 19 Tage. Die Hauptproblematik bestand in der Kontrolle exzessiver Blutdruckwerte, die als Folge einer autonomen Dys− funktion anzusehen sind. Eine Patientin entwickelte auf dem Bo− den einer chronischen Niereninsuffizienz ein akutes, myoglobin− induziertes Nierenversagen, das durch forcierte Diurese und Al− kalisierung des Urins behandelt werden konnte. Schlüsselwörter Tetanus´autonome Dysfunktion´dilatative Tracheotomie´aku− tes Nierenversagen AbstractWe report the intensive care management of two cases of teta− nus in two elderly women, who suffered a minor injury in the household and at farm work resp. Both patients had to be intu− bated and ventilated for 27 and 19 days resp. Because of expected prolonged ventilation, both patients underwent percutaneous dilatational tracheostomy. The major problem was the control of excessive hypertension due to autonomic dysfunction. One pa− tient with chronic renal insufficiency developed acute renal fail− ure most likely due to myoglobinaemia. It was successfully treat− ed with forced diuresis and urine alkalisation.