Die europäische Einigung hat in den vergangenen Jahrzehnten atemberaubende Fortschritte gemacht und für eine zunehmende Zahl von Bürgerinnen und Bürgern Frieden, Wohlstand und Freiheit in Sicherheit gewährleistet. Dabei war es keine Besonderheit, dass sich Phasen rasch aufeinander folgender Integrationsschritte mit, teilweise langen, Phasen der Stagnation abwechselten. Seit einigen Jahren sieht sich das Einigungswerk mit "multiplen Krisen" 1 und immensen politischen Herausforderungen konfrontiert. Die aktuelle Situation stellt auch für die Europawissenschaften eine Herausforderung dar. Denn bisher standen Krisen, Stagnations-und Rückbauphasen, auch aufgrund der Annahme, dass die Europäische Union aus ihnen stets gestärkt hervorging, kaum im Fokus der Theoriebildung. 2 Auf der Suche nach Erklärungen für die aktuellen Entwicklungen werden neuere Integrationstheorien wie der Postfunktionalismus 3 und die Ansätze zur flexiblen Integration 4 herangezogen. Konventionelle Theorien der europäischen Integration werden auf ihre (impliziten) Annahmen über mögliche Ursachen und Mechanismen der Desintegration geprüft. 5 Erklärungen aus anderen Theoriesträngen, etwa der Forschung über die Stabilität