12. Fridays for Future

Abstract

Fridays for Future hat eine rasante Entwicklung hinter sich. Im Zeitraum von weniger als einem Jahr ist aus den vereinzelten, kleinen Protesten von Schüler_innen eine einf lussreiche, in etlichen Ländern der Welt vertretene soziale Bewegung geworden. Fridays for Future ist mittlerweile ein zentraler, nicht mehr wegzudenkender Akteur des deutschen und internationalen Klimaaktivismus, dessen Positionen in der Öffentlichkeit präsent sind, der von den politischen und ökonomischen Eliten wahrgenommen wird und der bereits jetzt politische Entscheidungen, zumindest indirekt, beeinf lusst hat. Der anfänglich fast ausschließlich von Schüler_innen getragene Protest hat sich in kürzester Zeit zu einer breiten Bewegung entwickelt, die quer durch alle Altersgruppen Menschen mobilisiert, für die Realisierung der Pariser Klimaschutzziele auf die Straße zu gehen. Wie ist dieser Mobilisierungserfolg zu erklären? Wie hat Fridays for Future erreicht, was den klimapolitischen Aktivist_innen in den 20 Jahren zuvor nicht gelungen ist: in Deutschland Klimapolitik ganz oben auf die politische Agenda zu setzen und zu einem Thema zu machen, das die Tagesnachrichten, die Talkshows und die privaten Gespräche vieler Bürger_innen zumindest für einen gewissen Zeitraum dominiert hat. Auch wenn es noch zu früh ist, die klimapolitischen Erfolge von Fridays for Future zu bilanzieren, ist es doch möglich, auf Basis der in diesem Buch präsentierten ersten Forschungsergebnisse zu beurteilen, was die Bewegung bisher erreicht hat, welche Faktoren zu der bemerkenswerten Dynamik der Proteste beigetragen haben und vor welchen Herausforderungen die Bewegung steht.

(Water) bottles and (street) barricades: the politicisation of lifestyle-centred action in youth climate strike participation

“…In the March 2019 FFF event, for example, 14-25 year-olds amounted to 60% of surveyed participants in European cities. However, as Sommer et al's (2019) analysis with this dataset shows, there is a strong variation across countries, with those aged 19 years old and younger accounting for nearly 90% of participants in Poland and over 95% in the Netherlands, but only around 50% in Germany and less than one third in Italy, Switzerland, Great Britain and Belgium (Sommer et al 2019, 32; see Figure A2 in the Appendix). Moreover, as Figure 2 illustrates, the relative presence of the younger cohort (25 years old or less) decreased in the September 2019 event in comparison to the March 2019 strike in all countries except Italy, with an increase in the overall median age from 21 to 28 (de Moor et al 2020, 11).…”

“…The FFF mobilisations engaged high numbers of participants worldwide, transforming the regular Friday school strikes into a new wave of international protests, which were no longer tied to key events such as international summits (Neuber 2020). While there are a number of elements of continuity in the composition, action forms and motivations of climate activism (e.g., the predominance of protesters with a high level of formal education), according to the initial comparative studies on FFF, a number of novel characteristics stand out, such as the involvement of schoolchildren and students as initiators, organisers and participants in climate activism on a large scale (Wahlström et al 2019;de Moor et al 2020;Sommer et al 2019Sommer et al , 2020. Similarly, young activists have been found to be the core groups in territorial struggles, such as in the case of the No TAV movement in Northern Italy against the construction of the high-speed railway between Turin and Lyon (Piazza and Frazzetta 2018;della Porta and Piazza 2007), or in the occupation of the Hambach Forest in the North Rhine-Westphalia region against the destruction of the forest by an opencast coal mine (Ruser 2020, 812;Kaufer and Lein 2018, 4).…”

Entgrenzungen. Beiträge zum 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft

“…56 % über dem Durchschnitt. Vor diesem Hintergrund liegt es auch nahe, dass insbesondere gut ausgebildete Jugendliche aus dem idealistischen Milieu eher an FFF-Demonstrationen teilnehmen als Jugendliche mit weniger Bildungsressourcen(BMU 2020;Sommer et al 2019).Aus der Jugendforschung wissen wir einerseits, dass die zentralen Lebensziele junger Menschen starke Ähnlichkeiten untereinander aufweisen; diese sind nicht von unterschiedlichen Migrationserfahrungen geprägt (Shell 2019: 24). Andererseits ist allgemein bekannt, dass Jugendliche mit eigener oder familiärer Migrationsbiografie im idealistischen und formal höher gebildeten Milieu prozentual weniger vertreten sind, was sich auch in ihrem geringeren Engagement in der Umwelt-und Klimaschutzbewegungen widerspiegelt(BMU 2018(BMU , 2020.…”

“…Andererseits ist allgemein bekannt, dass Jugendliche mit eigener oder familiärer Migrationsbiografie im idealistischen und formal höher gebildeten Milieu prozentual weniger vertreten sind, was sich auch in ihrem geringeren Engagement in der Umwelt-und Klimaschutzbewegungen widerspiegelt(BMU 2018(BMU , 2020. Vor diesem Hintergrund erscheint der Anteil von rund 18 % Demonstrant:innen mit eigener oder familiärer Migrationsbiografie bei FFF-Demonstrationen (eigene Berechnung nachSommer et al 2019) auf den ersten Blick relativ hoch.…”