Coaching für Wissenschaftler/innen -muss das sein? Das gibt es aber! Was heißt das und wie ist es soweit gekommen? Man kann den Coachingbegriff ganz eng fassen. Dann meint Coaching die individuelle Beratung und Unterstützung von Manager/innen in der Wirtschaft bei deren Vorhaben, ihre Steuerungsaufgaben leistungsgerecht zu erfüllen. Das fi rmiert dann meistens unter dem label "business coaching". Man kann den Begriff aber auch weit fassen. Dann meint er Unterstützung von Fach-und Führungskräften in allen möglichen Arbeitszusammenhängen, um ihnen durch Beratung, Information und Training konkret zu helfen, in schwierigen Situationen besser zurecht zu kommen oder sich auf neue Herausforderungen adäquat einzustellen. Dieses weite Feld überschneidet sich in großen Teilen mit dem Feld, das die Supervision beansprucht. Methodisch liegen beide Formate eh nahe beieinander. Im Feld der Wissenschaft scheint sich aber eher der Begriff Coaching durchzusetzen. Warum?Wenn wir bedenken, dass wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung konstitutiv an Autonomie gebunden ist ("Freiheit von Forschung und Lehre"), dann stellt das Angebot, die Qualität der wissenschaftlichen Tätigkeit durch Supervisor/innen sichern und also prüfen zu lassen, die zudem noch keine Wissenschaftler/innen (zumindest nicht auf dem gleichen Niveau) sind, geradezu eine Zumutung dar (Allert 1998). Allenfalls wäre eine egalitäre Konsultation unter Kolleg/innen denkbar. Coaches dagegen können unproblematisch in Anspruch genommen werden, um in Feldern, die der eigentlichen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung fern liegen und doch nun mal zur Hochschullehrertätigkeit gehören, passgenaue Weiterqualifi zierung on demand in einem diskreten Rahmen zu bieten. Das sind dann vor allem die Felder: Lehre und Management.Wissenschaftler/innen, die außerhalb von Hochschulen tätig sind, nehmen wohl kaum Coaching in Anspruch. Hier sind vor allem die zahlreichen Forscher/innen in den Entwicklungsableitungen der Industrie zu erwähnen, selbstverständlich auch Privatgelehrte. Aber können Sie sich vorstellen, dass etwa ein so berühmter Wissenschaftler wie Charles Darwin (1809-1882) nach Coaching verlangt hätte? Mal abgesehen davon, dass er damals noch nicht in einer "Beratungsgesellschaft" lebte, er konnte sich als Privatier seine Forschungsprojekte selbst aussuchen, nach eigenen Vorstellungen betreiben und auch selbst fi nanzieren. Dazu benötigte er keine Festanstellung an einer Hochschule und keine Zuweisung von Drittmitteln. Er benötigte noch nicht einmal eine einschlägige wissenschaftliche Ausbildung. Er hatte nämlich nicht etwa Biologie oder etwas Ähnliches studiert, sondern Theologie. Er war allerdings Mitglied in verschiedenen renommierten wissenschaftlichen Gesellschaften und hielt sich einen Kreis von interessanten Fachkollegen, mit denen er ausführlich korrespondierte. Disputation ja,