Zusammenfassung
Hintergrund Viele Menschen im deutschsprachigen Raum haben Probleme
mit der deutschen Sprache. Im Gesundheitssystem ergeben sich hieraus
Barrieren für den Zugang zu und die Nutzung von Angeboten. Ziel der
vorliegenden Übersichtsarbeit ist es, den aktuellen Forschungsstand
zur Relevanz von Sprachbarrieren in der medizinischen Versorgung
darzustellen sowie eingesetzte Strategien zum Umgang mit sprachbedingten
Kommunikationsproblemen zu erläutern.
Methoden Die Übersichtsarbeit basiert auf einer Synthese
englischsprachiger systematischer Reviews zum Thema ‚Dolmetschen im
Gesundheitssystem‘, erweitert um alle seit 2015
veröffentlichten Originalarbeiten aus Deutschland.
Ergebnisse Am häufigsten wird in Krankenhäusern bei
Sprachproblemen auf das Dolmetschen durch
Angehörige/Bekannte von Patient/-innen oder durch
bilinguales Personal des Krankenhauses zurückgegriffen. Die
Qualität dieser durch nicht ausgebildete Laien
durchgeführten Sprachmittlung ist dabei häufig
eingeschränkt, was sich negativ auf Versorgungsoutcomes auswirken
kann. Der Einsatz professioneller Dolmetscher/-innen geht mit
deutlich besseren Versorgungsergebnissen einher und stellt v. a. in Form des
Telefon- oder Videodolmetschens einen flexibel und kostengünstig zu
implementierenden Ansatz dar.
Schlussfolgerung Sprachliche Verständigung ist eine wichtige
Voraussetzung patientenorientierter Versorgung und muss aus ethischen,
sozialen und rechtlichen Gründen durch das Gesundheitssystems
sichergestellt werden. Hierbei sollten v. a. professionelle
Dolmetschlösungen zum Einsatz kommen, für die auch die
entsprechenden finanziellen und infrastrukturellen Ressourcen zur
Verfügung gestellt werden müssen.