Abseits des verbandlich organisierten Fußballs versuchen zahlreiche Fußballinitiativen, mit dem Leistungsprimat des hegemonialen Fußballmodells zu brechen. Dieser Artikel analysiert anhand eines internationalen feministischen Fußballfestivals die spielerischen und organisatorischen Praktiken, mit denen Leistungsstreben und Wettstreit zugunsten von Vergemeinschaftung, Solidarität und gegenseitiger Befähigung austariert werden. Diese praktische Umgestaltung und die Grenzen, an die sie stoßen, werden vor dem Hintergrund eines leistungszentrierenden Sportbegriffs und der daran geübten feministischen Kritik diskutiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die Dezentrierung des Wettstreits als Entsportlichung oder eigensinniger Gegenentwurf verstanden werden kann. Der Artikel plädiert für einen praxistheoretischen und feministisch informierten Sportbegriff, der nicht auf Leistung und Wettstreit basiert, sondern sich für die vielfältigen Praxisformen des Fußballs öffnet. Das der Analyse zugrunde liegende empirische Material wurde im Rahmen einer mehrjährigen ethnografischen Feldforschung bei einer Frauenrechts- und Frauenfußballorganisation erhoben.