Seit der Zulassung von Lamivudin (LAM) im Jahr 1999 hat sich die Behandlung der chronischen Hepatitis B mit Nukleosid-/Nukleotidanaloga (NA) weltweit als bevorzugte Therapieform etabliert. Vorteile der NABehandlung gegenüber Therapien, die auf Interferon-α basieren, sind die orale Darreichungsform der NA und das günstige Nebenwirkungsprofil, das eine Langzeittherapie ermöglicht. Mittlerweile sind 5 NA zur Behandlung der chronischen Hepatitis B zugelassen: Lamivudin, Adefovir (ADV) und Telbivudin (LdT), die eine eher mittelstarke, sowie Tenofovir (TDF) und Entecavir (ETV), die eine hohe antivirale Aktivität besitzen. Die Behandlung mit hochpotenten NA führt bei den meisten Patienten nach wenigen Monaten zu einer effektiven Suppression der Hepatitis-B-Virus(HBV)-Replikation und Normalisierung der Transaminasen [1]. Klinische Endpunkte, wie die Entwicklung einer Zirrhose oder eines hepatozellulären Karzinoms (HCC), werden durch die NA-Langzeittherapie güns-tig beeinflusst, wie große multizentrische Studien eindrucksvoll belegen. Trotz der hohen antiviralen Wirksamkeit ist jedoch die Rate der Patienten, die im Langzeitverlauf der Therapie eine Ausheilung der chronischen HBV-Infektion -Verlust des HB-surface-Antigens (HBsAg) -erreichen, gering. Die Mehrzahl der Patienten benötigt daher einen Dauertherapie mit den oralen Substanzen [2]. In diesem Artikel wird eine Übersicht zum aktuellen Stand der NA-Therapie mit einem besonderen Schwerpunkt auf Ergebnisse zur Sicherheit und Wirksamkeit der Langzeittherapie gegeben. Nukleosid-/Nukleotidanaloga Klassifizierung Lamivudin, ein Deoxycytidinanalogon mit einer unnatürlichen L-Konformation, sowie das verwandte Telbivudin, ein L-Enantiomer des Nukleosids Thymidin, gehören zur Gruppe der L-Nukleoside. Zur 2. Gruppe, den azyklischen Phosphonaten oder Nukleotidanaloga, gehö-ren Adefovir Dipivoxil, eine Prodrug des 20-Deoxy-Adenosinmonophosphat-Analogons Adefovir, und das strukturell sehr ähnliche, aber aufgrund der höheren applizierbaren Dosis wirksamere Tenofovir Disoproxil Fumarat. Eine 3. Gruppe stellt das Deoxyguanosinanalogon Entecavir dar, das die höchste Bindungsaffinität zur viralen Polymerase und somit die stärks-te antivirale Potenz aller für die HBV-Behandlung zugelassenen NA aufweist. » Entecavir und Tenofovir haben unter den zugelassenen NA die stärkste antivirale Potenz Die Kenntnis der NA-Klassifikation und der durch die jeweiligen NA-Klassen selektionierten resistenzassoziierten HBVVarianten ist eine Voraussetzung für den optimierten Einsatz der unterschiedlichen NA und somit der Prävention bzw. Therapie von Resistenzentwicklungen. [1, 2, 3, 4].
WirkmechanismenNA inhibieren kompetitiv die Polymerase des HBV. Hierdurch wird die Produktion neuer Virionen unterbrochen, die mittels quantitativer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) der HBV-DNA im Serum quantifiziert werden können. Diese Suppression der viralen Replikation erfolgt jedoch, ohne die Transkription von der kovalent geschlossenen zirkulären HBV-DNA (cccDNA) zu beeinflussen, die im Zellkern lokalisiert ist und di...