Das Antidepressivum Tianeptin wurde 1988 in Frankreich zugelassen, dann in einer Reihe europäischer Länder, vor allem in Mittel-und Osteuropa. Somit liegen zahlreiche Erfahrungen aus der klinischen Anwendung vor. Seit etwa eineinhalb Jahren ist die Substanz nun auch in Deutschland erhältlich. Diese Arbeit gibt einen kurzen Überblick über die präklinischen und klinischen Daten. E ine Haupthypothese zur Ätiopa-thogenese der Depression ist die Monoaminhypothese, also die verminderte Verfügbarkeit von Noradrenalin, Serotonin und/oder Dopamin im synpatischen Spalt. Diese Hypothese steht in guter Übereinstimmung zur Wirksamkeit der klassischen Antidepressiva (Monoaminoxidase-Hemmer, Trizyklika), welche die medikamentöse Depressionstherapie seit den 1950er-Jahren zunächst dominierten [1]. Weitaus die meisten der seither eingeführten Antidepressiva greifen an dieser Stelle an, so auch die derzeit am häu gsten verordneten selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Die genannten Neurotransmitter sind sicherlich an der Genese der Störung beteiligt, allerdings mehren sich seit Jahren die Hinweise, dass die Monoaminhypothese die Ätiologie der Erkrankung bei weitem nicht umfassend erklären kann; so könnten an der Depressionsgenese auch eine gestörte Neuroplastizität sowie zelluläre Resilienz beteiligt sein, Antidepressiva scheinen teilweise auch diese Mechanismen zu beein ussen [1, 2]. Seit Herbst 2012 ist Tianeptin in Deutschland verfügbar. Diese Substanz scheint primär über eine Modulation des glutamatergen Systems auf die Neuroplastizität, auf die synaptische Funktion und auf kognitive Prozesse zu wirken [3].