Zusammenfassung
Hintergrund
Binaurales Hören ermöglicht das bessere Sprachverstehen in geräuschvollen Umgebungen und stellt eine Voraussetzung für die akustische Raumorientierung dar. Deshalb soll im Rahmen dieser Studie das Sprachverstehen im Störschall bei separierten Signalquellen und das Richtungshören untersucht werden. Ziel war es dabei, Kennwerte und Reproduzierbarkeiten für zwei ausgewählte Testverfahren, welche für die Beschreibung der beiden genannten Aspekte des binauralen Hörens als geeignet scheinen, zu erheben.
Methode
Bei 55 normalhörenden Erwachsenen wurden die Sprachverständlichkeitsschwellen im Störschall („speech reception thresholds“ [SRT]) und die Test-Retest-Reliabilität bei räumlich getrennten Signalquellen im 45°- und 90°-Winkel für den Oldenburger Satztest erhoben. Die Untersuchung des Richtungshörens erfolgte für den Halb- und Vollkreis (7 und 12 äquidistante Lautsprecher).
Ergebnisse
Es wurden SRT (S−45N45: −14,1 dB SNR, S45N−45: −16,4 dB SNR, S0N90: −13,1 dB SNR, S0N−90: −13,4 dB SNR) und die Test-Retest-Reliabilität (4 bis 6 dB SNR) für das Sprachverstehen im Störschall bei separierten Schallquellen erhoben. Der prozedurale Lerneffekt konnte erst bei Einsatz von 120 Trainingssätzen minimiert werden. Es wurde eine signifikant niedrigere SRT für die Prüfsituation des rechten Ohrs im Vergleich zum linken ermittelt. Für das Richtungshören im Halbkreis konnten RMS-Werte von (1,9°) und für den Vollkreis von (11,1°) erhoben werden. Hierbei zeigten sich in der Wiederholungsmessung des Vollkreises bessere Ergebnisse.
Schlussfolgerung
Beim Einsatz des Oldenburger Satztests im Störschall mit separierten Signalquellen besteht die Notwendigkeit eines ausgedehnten Trainings mit mehr als 120 Sätzen, um den prozeduralen Lerneffekt zu minimieren. Es sind seitenspezifische SRT-Werte erforderlich, welche vermutlich durch den Right-Ear-Advantage-Effekt bedingt sind. Für die Durchführung des Richtungshörens im Vollkreis wird ein Training empfohlen.