Das dysexekutive Syndrom ▼ Kognition ist die Fähigkeit bzw. der Prozess, in terne (mentale) Repräsentationen der Umwelt zu bilden, zu speichern und abzurufen. Kognitive Störungen nach frontalen Läsionen des Gehirns wurden klinisch schon seit vielen Jahren unter den Syndromen "Hirnorganisches Psychosyn drom" und "Frontalhirnsyndrom" subsummiert [1, 2]. Heute wird verstärkt von weitverzweigten neuronalen Netzwerken ausgegangen, die dafür sorgen, dass kognitive Prozesse gelingen [3]. Daher hat es sich eingebürgert, früher ausschließ lich mit dem Frontalhirn verbunden geglaubte kognitive Prozesse als "Exekutivfunktionen" und ihre Störung als "dysexekutives Syndrom" zu be zeichnen [4]. Exekutivfunktionen sind kognitive Prozesse, die zielgerichtetes Verhalten steuern, überwachen und ändern [5, 6]. Ihre Wirksamkeit setzt die gezielte Auswahl und Aufnahme von In formationen voraus, die durch Aufmerksam keitsprozesse vermittelt werden. Exekutive Stö rungen sind schwierig zu diagnostizieren, da das Konzept der exekutiven Störungen durch seine Unübersichtlichkeit aufgrund der Vielfalt der Symptome bei dysexekutiven Störungen impo niert. Patienten mit dysexekutiven Störungen weisen tiefgreifende Störungen des Planens, des Problemlösens, der Initiierung und der Inhibition von Handlungen sowie der Handlungskontrolle auf. Die Schwierigkeiten der Patienten offen baren sich oft in relativ unstrukturierten Situa tionen oder in solchen Situationen, die eine Planung des Verhaltens über einen längeren Zeit raum erforderlich machen. Manche Patienten mit dysexekutiven Störungen wirken interesselos und gleichgültig; ihre Handlungen scheinen nicht durch Ziele motiviert. Manchen Patienten Zusammenfassung ▼ Dieser Artikel stellt einen Versuch dar, eine Brü cke zwischen klinisch manifesten Erscheinungen exekutiver Dysfunktionen, welche infolge erwor bener Hirnschädigungen zu beobachten sind, und grundlagenwissenschaftlichen Studien zur Kognitiven Psychophysiologie von Exekutivfunk tionen zu schlagen. Einleitend wird kurz die kli nische Phänomenologie dysexekutiver Syndrome skizziert. Danach erfolgt eine Aufarbeitung kog nitiver Aspekte von Exekutivfunktionen, die in eine hierarchische Taxonomie der exekutiven Kontrolle mündet. Im Anschluss daran wird eine Einführung in die Kognitive Psychophysiologie, ihre Errungenschaften und ihre (derzeitigen) Limitationen gegeben. Abschließend werden in paradigmatischer Weise am Beispiel von 2 Studien aus unserem Labor Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich das Studium exekutiver Funktionen mit der Erhebung psychophysiologischer Messgrö ßen verbinden lässt. Abstract ▼