Die Funktionalisierung von Diazinen ist von großer Bedeutung, da diese N-Heterocyclen in zahlreichen Naturstoffen sowie pharmazeutischen und agrochemischen Wirkstoffen vorkommen. [1] Außerdem finden sie interessante Anwendungen in der Materialwissenschaft und der Polymerchemie. [2] Die dirigierte Metallierung und weitere Funktionalisierung dieser elektronenarmen N-Heterocyclen kann mittels "at"-Basen [3] und in einigen Fällen auch mit Lithiumbasen [4] erreicht werden. Jedoch sind wegen der geringen Stabilität der entstehenden lithiierten N-Heterocyclen tiefe Temperaturen sowie sorgfältig geplante Reaktionsbedingungen nçtig. Kürzlich wurde auch über C-H-Aktivierungen von verschiedenen N-Heteroarenen berichtet. [5] Ebenso sind eine Reihe von LiCl-solubilisierten TMP-Metallbasen (TMP = 2,2,6,6-Tetramethylpiperidyl) bekannt. [6] Diese zeigen eine hohe kinetische Basizität und ermçglichen somit die Metallierung zahlreicher Diazine [7] und Purine. [8] Des Weiteren wurde gezeigt, dass diese Metallamid-Basen kompatibel mit einer starken Lewis-Säure wie BF 3 ·OEt 2 sind. [9] Dabei wird die Reaktivität der sterisch gehinderten TMP-Base durch BF 3 ·OEt 2 nicht aufgehoben, sondern kann im Gegenteil ein synergetischer Effekt beobachtet werden (doppelte Aktivierung). Eine regioselektive Metallierung von zahlreichen Pyridinen und Pyridinderivaten ist demnach durchführbar, [10] die ohne die Verwendung dieser Lewis-Paar-Kombination nicht mçglich wäre. Diese Vereinbarkeit einer starken Lewis-Säure mit einer Lewis-Base durch sterische Hinderung entspricht dem Konzept der frustrierten Lewis-Paare. [11] Hier berichten wir über eine neuartige BF 3 -unterstützte, regioselektive Metallierung von biologisch relevanten Pyrimidinderivaten und Purinen. Als eine Anwendung haben wir eine neue Strategie für die BF 3 -vermittelte, regioselektive Vollfunktionalisierung von Pyrazinen entwickelt.So haben wir festgestellt, dass die Verwendung von BF 3 ·OEt 2 eine orthogonale Metallierung des Pyrimidingerüsts ermçglicht. Die Reaktion von 4,6-Dimethoxypyrimidin (1 a) mit TMPMgCl·LiCl (2, 1.1 ¾quiv., THF, 0 8C, 40 min) führt zu einer regioselektiven Magnesierung in Position 5 (Schema 1). Nach Iodolyse wird das zu erwartende Iodid 3 a in einer isolierten Ausbeute von 85 % erhalten. Im Gegensatz dazu führt die Reaktion von Pyrimidin 1 a mit BF 3 ·OEt 2 (1.1 ¾quiv., 0 8C, 15 min) gefolgt von TMPZnCl·LiCl (4, 1.5 ¾quiv., THF, À20 8C, 1 h) zu einer quantitativen Metallierung in Position 2. Nach einer Cu-vermittelten Allylierung mit 3-Bromcyclohexen (5 a) wurde das gewünschte 2-funktionalisierte Pyrimidin 3 b in einer Ausbeute von 92 % isoliert (Schema 1). Dieses Verhalten kann durch eine erhçhte Acidität in Position 2 erklärt werden, die aus der Komplexierung von BF 3 durch den Pyrimidinring (im Gegensatz zur sterisch gehinderten Lewis-Base TMPZnCl·LiCl) resultiert, und somit ein totales Umschalten der Regioselektivität erlaubt. [12] Ebenso geht das zinkierte Intermediat von 1 a eine Negishi-Kreuzkupplung [13] mit 4-Iodanisol (5 b) unter Verwendung v...