Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Die belastungsabhängige metabolische Myopathie beim Deutschen Jagdterrier ist eine
autosomal-rezessive Erbkrankheit, die aufgrund einer Punktmutation zu einem Enzymdefekt der sehr langkettigen
Acyl-CoA-Dehydrogenase führt und klinisch durch belastungsabhängige Schwäche, schwere Myalgien und Myoglobinurie
charakterisiert ist. In dieser Studie wurde der klinische Verlauf der Erkrankung bei 9 betroffenen Deutschen
Jagdterriern über 1 Jahr untersucht. Die Behandlung der Hunde umfasste die orale Supplementierung von L-Carnitin und
Koenzym Q10 sowie eine Diät mit hohem Kohlenhydratgehalt und einem niedrigen Anteil an langkettigen Fettsäuren.
Material und Methode Die 9 Hunde mit nachgewiesenem Gendefekt wurden bei Auftreten der ersten Symptome
(Messzeitpunkt 1, MZP1) und 1 Jahr später (Messzeitpunkt 2, MZP2) klinisch-neurologisch untersucht und es erfolgte eine
Blutuntersuchung mit Analyse hämatologischer und klinisch-chemischer Parameter sowie der Konzentration des
natriuretischen Peptids Typ B (NT-proBNP).
Ergebnisse Zum MZP2 zeigten die Hunde, wie bereits zum MZP1, nach Belastung ein steifes Gangbild, Muskelschwäche
und -schmerz und hatten einen dunkelbraun verfärbten Urin. Bei den hämatologischen Parametern und der
NT-proBNP-Konzentration ergaben sich, wie zum MZP1, keine Abweichungen vom Referenzbereich. Die Aktivitäten der
Kreatinkinase und Alanin-Aminotransferase unterschieden sich statistisch nicht signifikant zwischen beiden MZP
(pCK = 0,31, pALT = 0,64). Nach Auswertung einer Besitzerbefragung und der
klinisch-neurologischen Untersuchung der Hunde ließ sich im Rahmen der Verlaufsuntersuchung keine Verbesserung der
myopathischen Beschwerden feststellen.
Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die orale Supplementierung von L-Carnitin und Koenzym Q10 sowie spezielle
diätetische Maßnahmen über 1 Jahr führten zu keiner Verbesserung der klinischen Symptomatik oder der untersuchten
Laborparameter. Die Tiere zeigten keine progressive Verschlechterung der Symptomatik im Vergleich zur Erstvorstellung.
Die Prognose ist jedoch als vorsichtig zu bezeichnen, da Daten zum Langzeitverlauf über einige Jahre fehlen. Unsere
Ergebnisse bilden eine Grundlage für weitere Forschungen zu Lipidspeichermyopathien, insbesondere mit Fokus auf die
belastungsabhängige metabolische Myopathie des Deutschen Jagdterriers, deren Therapie und eine entsprechende
Zuchthygiene.