Zusammenfassung
Hintergrund
Durch die im Zuge des Ausbruchs der âcoronavirus disease 2019â (COVID-19) im MĂ€rz 2020 erlassenen Kontaktverbote haben Psychotherapeuten deutlich mehr und die meisten von ihnen erstmalig Videobehandlungen (VB) angeboten. Bisher gibt es nur wenig Forschung dazu, wie Therapeuten die VB wĂ€hrend der Pandemie erlebt haben, und es liegen keine Studien vor, die mögliche verfahrensspezifische Besonderheiten betrachten.
Ziel
Es soll analysiert werden, welche subjektiven Erfahrungen Therapeuten unterschiedlicher Richtlinienverfahren mit der DurchfĂŒhrung von VB in Zeiten der COVID-19-Pandemie gemacht haben und welche Vor- und Nachteile sie erlebten.
Methoden
Es handelt sich um eine âMixed-methodsâ-Studie mit einer querschnittlichen Onlineerhebung. Neben quantitativen Daten wurden anhand von 7 offenen Fragen die subjektiven Erfahrungen der Therapeuten mit der DurchfĂŒhrung von VB erhoben und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Die identifizierten Kategorien wurden einer HĂ€ufigkeitsanalyse unterzogen. Angaben von 174 Ă€rztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten gingen in die Auswertung ein.
Ergebnisse
Besonders hĂ€ufig genannte Vorteile waren die örtliche und zeitliche FlexibilitĂ€t, die KontinuitĂ€t des Kontaktes in Pandemiezeiten und die Vermeidung des Infektionsrisikos. Der meistbenannte Nachteil war, dass SinneseindrĂŒcke, Mimik, Gestik, Blickkontakt und nonverbale Kommunikation fehlen. Die meisten, aber nicht alle Patienten nahmen VB gut an. Technische Probleme erschwerten die Umsetzung.
Schlussfolgerungen
FĂŒr viele Therapeuten blieb VB eine âNotlösungâ, die nicht auf Dauer angelegt sei. Allerdings könnte VB ĂŒber die Pandemiezeit hinaus helfen, Versorgungsprobleme (z.âŻB. Unterversorgung auf dem Land) zu lösen. Die Ergebnisse der Studie leisten einen wichtigen Beitrag dazu, Chancen und Risiken der VB fĂŒr die psychotherapeutische Versorgung abzuwĂ€gen sowie mögliche Gefahren und Schwierigkeiten im Auge zu behalten.