Zusammenfassung
Hintergrund
Die partizipative Gesundheitsförderung verwendet verschiedene theoretische Konzepte, um Prozesse und Wirkungen von Projekten zu beschreiben. In der Praxis ergeben sich daraus jedoch Probleme bezüglich der Bekämpfung sozialer Ungleichheiten, der Skalierung von Pilotprojekten oder der Anschlussfähigkeit an aktuelle Gesundheitskonzepte.
Zielstellung
Dieser Beitrag stellt das Konzept des Reallabors als möglichen Lösungsansatz für aktuelle Probleme der partizipativen Gesundheitsförderung vor und untersucht seine praktische Anwendbarkeit am Beispiel eines bestehenden Projekts.
Methode
Der Beitrag beschreibt zunächst die aktuellen Probleme, die sich aus der Verwendung verbreiteter theoretischer Konzepte in der partizipativen Gesundheitsförderung ergeben. Anschließend führt er den Ansatz des Reallabors als mögliche Lösung ein. Anhand des Projekts PArC-AVE (Physical Activity-related Health Competence in Apprenticeship and Vocational Education) wird retrospektiv aufgezeigt, wie sich der Ansatz verwenden lässt, um die beschriebenen Problemlagen zu bearbeiten.
Ergebnisse
Das Reallabor ist ein transdisziplinärer Ansatz an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, der ein Umfeld für die flexible Erprobung innovativer Lösungsansätze unter sich verändernden Rahmenbedingungen bietet. In der partizipativen Gesundheitsförderung ist er bisher jedoch wenig verbreitet. Das Beispiel PArC-AVE zeigt, dass bestehende partizipative Projekte in Richtung von Reallaboren weiterentwickelt werden können. Mögliche Perspektiven sind (a) die gezieltere Einbindung verschiedener Akteur*innen in den Beteiligungsprozess, (b) variablere Ansätze zur Skalierung von Interventionen, (c) die flexiblere Nutzung verschiedener Partizipationsmethoden und (d) eine stärkere Berücksichtigung von Konzepten wie planetare Gesundheit.
Schlussfolgerung
Der Reallaboransatz hat das Potenzial, die Handlungsräume der partizipativen Gesundheitsförderung zu vergrößern. Allerdings kann nur die weitere Erprobung in der Praxis klären, wie effektiv sich Reallabore tatsächlich einsetzen lassen, um z. B. soziale Ungleichheiten oder die starke Kontextabhängigkeit partizipativer Projekte zu überwinden.