Zusammenfassung: Schülerinnen und Schüler, die bei Bullying-Prozessen als Täter auftreten, verfolgen bestimmte persönliche Ziele. Dabei kann es darum gehen, die psychologischen Grundbedürfnisse nach sozialer Eingebundenheit, Kompetenzerleben und Autonomie zu befriedigen. Entsprechend geht eine Frustration dieser Bedürfnisse oft mit Bullyingverhalten einher. Es ist jedoch anzunehmen, dass des Weiteren auch Wettbewerbsorientierung eine erklärende Rolle einnimmt. Daher wird die Hypothese untersucht, dass Bullyingverhalten neben einer erhöhten Bedürfnisfrustration mit einer gesteigerten bedürfnisbezogenen Wettbewerbsorientierung einhergeht. Zum Prüfen der Hypothese wurde eine Stichprobe von N = 561 Jugendlichen der Klassenstufen sieben bis zehn mittels Selbstauskunftsfragebögen hinsichtlich der zentralen Variablen befragt. Im Rahmen von gemischten hierarchischen Regressionsmodellen wurden sowohl die Beziehung zwischen Bedürfnisfrustration und bedürfnisbezogener Wettbewerbsorientierung als auch die Effekte der Bedürfnisfrustration und der bedürfnisbezogenen Wettbewerbsorientierung auf Bullyingverhalten geprüft. Die Analysen berücksichtigen dabei die genestete Datenstruktur. Die Ergebnisse weisen auf eine Verbindung von Bedürfnisfrustration und bedürfnisbezogener Wettbewerbsorientierung hin und deuten an, dass die bedürfnisbezogene Wettbewerbsorientierung wesentlich zur Aufklärung von Varianz im Bullyingverhalten beiträgt. Dieser Befund kann hinsichtlich aller betrachteten psychologischen Grundbedürfnisse beschrieben werden.