Zusammenfassung: Normen psychometrischer Verfahren sind eine entscheidende Voraussetzung für den Vergleich und die Interpretation von Testwerten. Die konventionelle Methode der Normierung – die Bildung von Subgruppen zu kontinuierlich verteilten Merkmalen (z. B. Altersnormen) – führt jedoch zu verzerrten Normen, sofern nicht sehr große Stichproben erhoben werden. Neue kontinuierliche Normierungsmethoden wie semi-parametrisches und parametrisches Normieren scheinen eine Lösung für dieses Ökonomie-Präzisions-Dilemma darzustellen. Ziel dieses Beitrags ist es, einen systematischen Überblick über die Normierungsmethoden deutschsprachiger Verfahren mittels einer stratifizierten Stichprobe von nach 2010 veröffentlichten Verfahren aus den Bereichen Leistung, Entwicklung, Intelligenz und Persönlichkeit zu liefern. Unser systematischer Überblick zeigt, dass die angewandten Normierungspraktiken weitestgehend den Teststandards entsprechen. Mehrheitlich werden konventionelle Normen berichtet, wobei sich ebenfalls ein Trend hin zur Nutzung kontinuierlicher Normierungsmethoden zeigt. Optimierbar erscheinen die Beschreibung des Normierungsprozesses und die Formulierung von Anwendungsempfehlungen. Beides wird jedoch gebraucht, um die Nutzung kontinuierlicher Normierungsmethoden bei der Testentwicklung zu erleichtern.