Zusammenfassung
Hintergrund Die körperliche Aktivität in der Schule
trägt relevant zur Bewegungszeit von Schüler*innen bei.
Eine differenzierte ärztliche Sportbefreiung (dSB) ermöglicht
die angepasste Teilnahme am Sportunterricht im Rahmen der individuellen
körperlichen Leistungsfähigkeit.
Methode Online-Befragung von Ärzt*innen (2019) und
Lehrkräften (zwei Wellen, 2017/19). Neben demographischen
Parametern wurden Fragen zur dSB in der Praxis anhand einer 6-Punkt-Likert-Skala
erhoben. Mittelwerte wurden mit 95%-Konfidenzintervall (95%-KI)
berechnet.
Ergebnisse 97 Ärzt*innen und 280 Sportlehrkräfte
nahmen teil. Durchschnittlich nahmen 10,3% (95%-KI:
9,5–11,1%) der Schüler*innen nicht am
Sportunterricht teil. Die Schüler*innen wurden meist direkt von
den Eltern entschuldigt. Als Gründe wurden vergessene Sportkleidung
(62%), akute Infekte (54%), Verletzungen (50%)
angegeben. Chronische Erkrankungen waren selten (8%). Die meisten
Lehrkräfte (63%) fühlen sich nicht gut auf den Umgang
mit Schüler*innen mit chronischen Erkrankungen im
Sportunterricht vorbereitet. 24% der Ärzt*innen hatten
noch nie über eine DSB nachgedacht. Alle Befragten hielten eine dSB
für statistisch relevant sinnvoller als eine Befreiung von der
Notengebung.
Diskussion Ärzte und Lehrkräfte halten das Konzept der dSB
für sinnvoll und umsetzbar. Eine Befreiung von der Notengebung kommt als
sekundäre Option in Frage.
Schlussfolgerung Die differenzierte Sportbefreiung ist ein sinnvolles,
aber nicht weit verbreitetes Konzept, das in vielen unterschiedlichen Szenarien
angewendet werden kann. Um eine optimale Integration aller Kinder und
Jugendlichen im Sportunterricht zu erreichen, sollte ein
allgemeingültiges, standardisiertes System entwickelt werden.