Die Vorstellung, einen Impfstoff gegen Tumoren des Menschen zu entwickeln, ist so alt wie die Immunologie. Erste Versuche begannen vor 200 Jahren. Bis in die späten 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als man weder Antibiotika noch Zytostatika hatte, setzte man ganz auf die körpereigenen Abwehrkräfte und suchte nach Wegen, diese zu verstärken. Frühzeitig wurde erkannt, dass Bakterien und ihre Produkte in der Lage waren, die Abwehrkräfte zu stimulieren. Gleichzeitig war man schon früh davon überzeugt, dass es auch beim Menschen eine spezifische Immunabwehr gegen Tumoren gibt, obwohl das erst in jüngster Zeit wirklich nachgewiesen wurde. Leider blieben die über viele Jahre immer wieder durchgeführten Studien zur Immunstimulation mit unspezifischen Agentien, inklusive der neuesten Entwicklungen wie Zytokine und LAKZellen, in ihren klinischen Ergebnissen sehr unbefriedigend. Nach Versuchen, durch Vakzination mit autologen oder allogenen Tumorzellen eine spezifische Immunantwort aufzubauen, die teilweise von Erfolg gekrönt waren, hat sich mit zunehmendem methodischen Fortschritt und besserer Charakterisierung von Tumorantigenen die Möglichkeit einer Vakzinierung mit tumortypischen Antigenen entwickelt. Diese Form einer aktiven spezifischen Immuntherapie, kombiniert mit Maßnah-men zur Verstärkung der Immunreaktion und mit gentherapeutischen Ansätzen, könnte im Anschluss an tumordestruktive Maßnahmen zu einem deutlichen Fortschritt, das heißt besseren Heilungsraten menschlicher Tumoren führen.Die Entwicklung von Tumorvakzinen basiert auf den Prä-missen, dass es qualitative und quantitative Unterschiede zwischen Tumorzellen und Normalzellen gibt, dass das Immunsystem diese Unterschiede prinzipiell erkennen kann und dass man es lehren kann, eine Tumorabstoßung im Zuge einer Immunantwort zu vollziehen. Vakzinetherapie hat also das Ziel, eine spezifische Immunantwort gegen einen vorhandenen Tumor zu induzieren oder eine vorhandene, aber zu schwache spezifische Immunreaktion gegen einen Tumor durch Maßnahmen zur Steigerung der Immunantwort zu verstärken. Dabei geht es vor allem um die vollständige Elimination restierender Tumorzellen nach operativer Entfernung der Haupttumormasse. Vakzinetherapie ist also Teil eines multimodalen Therapieansatzes, wobei tumordestruktive Maßnahmen, wie Operation, Radiotherapie und Chemotherapie, kombiniert werden mit spezifischer Immunisierung gegen einen autologen Tumor (Tumorvakzine) in Verbindung mit Maßnahmen, die die Immunantwort unspezifisch verstärken, wie antiimmunsuppressive Maß-nahmen (Cyclophosphamid, Cimetidin, Indometacin) [1], Zytokine (Interleukin-2, Interferon alpha) [45,58], Zytokininduktoren (BCG, C. parvum, Levamisol) [33,34] sowie Makrophagen-und NK-Zell-stimulierende Maßnah-men (KLH, Mistellektin, Interleukin-1) und Hyperthermie [26,33,38].