Zur Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch stehen heute vielfältige Strategien, Techniken und Medikamente bereit. Ebenso liegt eine Fülle von Studienergebnissen im Bereich der Reproduktionsmedizin vor, die es dem Arzt ermöglichen, seine Empfehlung für Diagnostik und Therapie individuell auf ein betroffenes Paar zuzuschneiden. Begonnen wird immer mit einer sorgfältigen Anamneseerhebung, die beide Partner sowohl individuell betrachtet als auch in der Gesamtschau. Zusammen mit weiteren diagnostischen Befunden wird dann das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen mit dem Paar erörtert. Wichtig bei diesem Prozess ist, dass das Paar durch Kenntnis der Chancen und Risiken der verschiedenen Behandlungsmöglich-keiten in die Lage versetzt wird, den Entscheidungsprozess zu verstehen und selbstbewusst eigene Entscheidungen zu treffen. Dies ist im Bereich der Kinderwunschbehandlung umso wichtiger, da es sich niemals um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, die eine sofortige und einseitige Behandlung erfordert. Die . Tab. 1 gibt die für die systematische Therapieentscheidung wichtigen Faktoren wieder, die vor therapeutischen Schritten geklärt werden sollten. Bei der Besprechung der Befunde und bei der Ableitung von Empfehlungen ist es wichtig, individuell und realistisch auf die zu erwartenden Gefahren und Risiken einer Behandlung hinzuweisen. Diese Information ist für die betroffenen Paare wichtig bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung und der Erwägung von Alternativen. Generell sollten bei der Aufklärung über Risiken und Folgen für die Schwangerschaft nach assistierter Reproduktion die in . Tab. 2 aufgeführten Punkte Erwähnung finden. Zu den Einzelheiten des Fehlbildungsrisikos für die Feten, des Mehrlingsrisikos und des Risikos eines OHSS sei auf die speziellen Beiträge in diesem Heft verwiesen. Operative Risiken der Follikelpunktion Die transvaginale, ultraschallgesteuerte Follikelpunktion wird weltweit seit über 20 Jahren durchgeführt [34]. Der Eingriff wird üblicherweise in Vollnarkose oder Sedierung durchgeführt. Mögliche Risiken bei dem Verfahren sind die Verletzung anderer Organe im Bauchraum, vaginale Blutungen, Unterbauchinfektionen und Komplikationen bei der Narkose. Daten der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) von 2001 haben 235.324 IVF/ICSI-Zyklen in 23 europäischen Ländern auf Zwischenfälle nach der Punktion überprüft. Blutungskomplikationen wurden in 394 Zyklen (0,17%), postoperative Infektionen nach 24 Zyklen (0,01%) beobachtet. Retrospektive Daten des deutschen IVF-Registers von 2000-2004 zu Komplikationen nach Follikelpunktion geben vaginale Blutung in 0,7%, intraabdominelle Blutungen in 0,05%, Darmverletzungen in 0,001% und postoperative Peritonitis in 0,005% der Behandlungen an. Die Rate der Patientinnen, die nach Follikelpunktion stationär behandelt werden mussten, lag bei 0,019% [12]. Prospektive Daten aus einer Studie an 1049 Follikelpunktionen aus Lübeck und Hamburg zu Komplikationen ergaben Blutungskomplikationen in ca. 2,8%, die allerdings nach lokaler Ko...