Die durch Aggregation induzierte Emission (AIE, aggregation‐induced emission) hat in den letzten zwanzig Jahren große Beachtung erfahren. Im Gegensatz zu den zahlreichen Übersichtsartikeln, welche AIE als sehr spezifisches Phänomen beschreiben, vermittelt dieser Essay eine breitere Sichtweise und hebt frühere Beobachtungen im Zusammenhang mit AIE hervor, die lange vor der Einführung dieses Begriffs gemacht wurden. Hierzu werden anschauliche Beispiele aus dem 20. Jahrhundert gezeigt, in denen die Fluoreszenzverstärkung von Farbstoffen infolge einer Versteifung in viskosen oder festen Umgebungen oder durch die Bildung von J‐Aggregaten studiert wurde. Es wird gezeigt, dass sich bereits unter diesen Beispielen typische AIE‐Luminogene wie Tetraphenylethylen (TPE), Stilbene sowie Oligo‐ und Polyphenylenvinylene und ‐ethinylene finden, welche in den 1990er Jahren wichtige Festkörperfluoreszenzmaterialien in der OLED‐Forschung wurden. Weitere Beispiele sind Cyanin‐Farbstoffe wie Thioazol Orange (TO) oder dessen Dimere (TOTOs), welche breite Anwendung als molekulare Sonden fanden. Die bis zu 10 000‐fache Fluoreszenzverstärkung solcher Farbstoffe bei ihrer Einlagerung in doppelsträngige DNA kann auf das Konzept der eingeschränkten intramolekularen Bewegung (RIM, restricted intramolecular motion) zurückgeführt werden. Darauf basieren zahlreiche kommerzielle Produkte für die Bildgebung von biologischem Material und die Fluoreszenzsensorik aus den frühen 1990er Jahren.