Zusammenfassung: Die neurobiologische Forschung auf dem Gebiet alkoholbedingter Störungen hat in den letzten Jahren vielfältige wichtige Erkenntnisse erbracht, über die hier eine kurze Übersicht gegeben werden soll. Insbesondere haben sich neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der genetischen Disposition dieser Störungen ergeben, aber auch bei der Erforschung der Neurotransmittersysteme konnten mit Hilfe tierexperimentieller Studien und Untersuchungsmethoden der Bildgebung neue Erkenntnisse gewonnen werden. Besonders Forschungsergebnisse zum hypothalamischen-hyophysiär Regelsystem, sowie Rezeptoren für Endocannabinoide und Opiate bieten neue, interessante Aspekte. Aus diesen neurobiologischen Erkenntnissen ergeben sich neue pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten zur Behandlung alkoholbedingter Störungen.
EINLEITUNGDie Forschung zu den neurobiologischen Aspekten alkoholbedingter Störungen hat in den letzten Jahren auf vielen Gebieten relevante Erkenntnisse erbracht. Die Menge dieser Befunde ist so groß und vielfältig, dass eine umfassende Darstellung der Gesamtheit aktueller Forschung kaum mehr möglich ist. Tierexperimentelle Studien sind von großer Bedeutung in der Grundlagenforschung, Ergebnisse zu neuen pharmakologischen Möglichkeiten hingegen von besonderem Interesse für den Praktiker. Daher soll im Folgenden eine alphabetisch geordnete Darstellung einen Überblick über einige aktuelle Trends der neurobiologischen Forschung geben, die mit Hilfe der genannten Literatur vertiefend beleuchtet werden können.
ACAMPROSATDer Wirkmechanismus dieses Medikaments ist noch nicht vollständig aufgeklärt, es scheint jedoch über eine Abschwächung der Glutamat-Wirkung am NMDA-Rezeptor zu wirken. Eine Meta-Analyse der Mehrzahl der randomisierten, Plazebo-kontrollierten-Studien mit einer Gesamtzahl von mehr als 4000 behandelten Patienten konnte eine Wirksamkeit von Acamprosat belegen (Mann et al. 2004).
ALDEHYDDEHYDROGENASE (ALDH)Nach der Oxidation des Ethanols durch die Alkoholdehydrogenasen werden die resultierenden Actealdehyde durch ALDH abgebaut. Eine bestimmte Form der ALDH, nämlich ALDH2*2 kann nur in asiatischen Populationen nachgewiesen werden. Die Alkoholelimination im Körper sinkt, je stärker dieses Allel nachgewiesen werden kann (Mizoi et al. 1994). Individuen mit ALDH2*2 zeigen eine höhere Acetaldehyd-Konzentration nach Ethanol-Aufnahme mit Symptomen wie einer Gesichtsrötung ("flushing"). Es wird vermutet, dass