ZusammenfassungSteigende Lebenserwartung, sozialer Wandel und medizinische Innovationen fordern traditionelle Sichtweisen auf das Alter(n) heraus. Was einst als eine „normale“ Alterserscheinung galt, wird heute im Lichte veränderter Lebensentwürfe und neuartiger Interventionsmöglichkeiten oft schon als Erkrankung aufgefasst und behandelt. Altersbezogene Gesundheitsstandards und Behandlungsziele geraten in Bewegung. Es eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen Bagatellisierung und Pathologisierung von Alterungsprozessen, das der ethischen Reflexion bedarf. Der Beitrag geht der Frage nach, wie individuelle und gesellschaftliche Vorstellungen des Alter(n)s im Kontext der modernen Medizin ethisch zu verstehen sind. Dazu geben wir zunächst einen Überblick zur Rolle von Altersbildern in der medizinischen und pflegerischen Versorgung älterer Menschen. Anschließend werden begrifflich-theoretische Perspektiven umrissen, die solche Bilder des Alter(n)s einer strebensethischen Analyse zugänglich machen. Welche Formen der Gesundheitsversorgung im höheren Alter als sinnvoll und angemessen zu gelten haben, ist demnach nicht zuletzt im Licht der Frage nach der Zeitstruktur guten Lebens zu diskutieren.